Ich bau mir ein Haus – Eine Rezension zu „Das Gartenzimmer“ von Andreas Schäfer

Andreas Schäfer – Das Gartenzimmer

Als vor ein paar Wochen das Vorschaupaket ankam, hielten Luise und ich neben dem Herbstprogramm des Dumont-Verlags auch zwei Leseexemplare in der Hand. Schnell waren die Favoriten unter uns verteilt. Das Cover mit der wunderschönen Zeichnung eines Hauses im grünen, der Klappentext, alles hat mich an dem neuen Roman von Andreas Schäfer direkt angesprochen. Ein Roman der sich über das gesamte 20. Jahrhunderts spannt und in dessen Zentrum zwei Familien stehen. Begeistert haben mich solche Geschichten nicht erst seit Ken Follets „Jahrhundertsaga“. Schlussendlich lässt es mich dann aber doch mit gemischteren Gefühlen zurück. Lest selbst:

Das Cover von „Das Gartenzimmer“ ist meiner Meinung nach sehr passen gewählt

Inhalt

Im Zentrum des Buches steht ein Haus: Ein Haus welches von dem weltberühmten Architekten Max Taubert, im Auftrag der Familie Rosen, entworfen wurde. Erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht es am Rande des Berliner Grunewalds, inmitten einer grünen und sanft hügeligen Landschaft und erscheint fast in der Landschaft zu schweben. Ende des 20. Jahrhunderts wird es von der Familie Lebekbusch entdeckt und restauriert. In mühevoller Arbeit bringen sie das zuvor fast zerfallene Haus wieder zu seinem alten Glanz zurück und werden in dessen Bann gezogen. In Rückblicken erfährt der Leser immer mehr von dem Architekten Max Taubert und der besonderen Beziehung zu der Familie Rosen. Man durchlebt die Zeit der Weimarer Herrschaft sowie des Zweiten Weltkriegs und begleitet Elsa Rosen nach dem Tod ihres Mannes. Das persönliche Glück der Familie Lekebusch, den neuen Besitzern, scheint spürbar von dem Haus und seinen vorherigen Bewohnern abzuhängen. Eines Tages taucht ein schicksalhafter Brief auf, der die Familie vor eine neue Zerreißprobe stellt und die Frage aufwirft, was das Haus alles erzählen könnte, wenn es denn nur eine Stimme hätte.

Kritik

Die Kapitel des Buches sind nach den Jahren benannt, in welchen sie handeln. So wechselt der Leser immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Geschickt werden so die Erzählstränge verbunden und der Spannungsbogen aufrechterhalten. Neben dem Haus konzentriert der Autor sich auf die Hauptpersonen, bestehend aus der Familie Rosen und Lebekbusch, sowie Max Taubert und Ehefrau. Das Haus wird in vielen Einzelheiten beschrieben, vom Entstehungsprozess auf dem Papier und dem Bau, bis hin zu den Renovierungsarbeiten. Durch die bildhafte Sprache, baut sich das Haus vor meinen Augen auf. Mit Elsa Rosen blicke ich gemeinsam in die Landschaft und mit Hannah Lebekbusch streife ich durch das Haus, atme den Duft des alten Holzes ein. Es passiert scheinbar wenig und gleichzeitig doch sehr viel. Fast ein bisschen zu viel. An einigen Stellen erscheint es mir zu gewollt. So wird der Strang, was es tatsächlich mit dem Gartenzimmer auf sich hat, förmlich in die Handlung und an das Ende reingepresst. Dort erhält er, meiner Meinung nach, zu wenig Beachtung. Es wirkte ein wenig, als würde der Erzählung die Luft ausgehen, keine Seiten mehr zur Verfügung stehen, aber das, genau das noch unbedingt erzählt werden müsse. Und dabei hat mir bis dahin der Aufbau und die Entwicklung der Charaktere, insbesondere des Sohns der Lebekbuschs, sehr gut gefallen. Und so hätte ich mir gewünscht, den Roman und das Haus an Ende, in die dritte Bewohner Generation, anstatt in ein zweites Weltkriegsthema zu führen.

„Das Gartenzimmer“ von Andreas Schäfer

Fazit

Das ist es, was das Lesen so spannend macht: Wir sehen ein Buch, werden angezogen, von dem Cover, dem Klappentext. Verfallen in die Geschichte, die bereits im Kopf vorgezeichnet erscheinen mag. Wenn es sich dann anders entwickelt, als man erwartet, ist man im ersten Moment vielleicht enttäuscht. So erging es mir mit „Das Gartenzimmer“. Rückblickend betrachtet habe ich Kritikpunkte, wie ich mir die Geschichte anders gewünscht hätte. Hat es mein Leseerlebnis geschmälert? Nein, denn „Das Gartenzimmer“ und ich hatten dennoch eine schöne und facettenreiche Zeit zusammen.

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