Ein Gefühl, welches sicher viele aktuell im Urlaub begleitet, ist diese Mischung aus Fernweh auf der einen Seite und dieser Unsicherheit und Unwohlsein, ob Reisen schon wieder so das Richtige sind, auf der anderen. Genau dieses Gefühl stellt sich bei mir in meinem Sommerurlaub im Juli ein, als ich mit gepackten Koffer im Zug Richtung Amsterdam sitze. Einerseits ist es wohltuend, mal wieder rauszukommen, andererseits auch ungewohnt. Letztendlich überwiegen jedoch die positiven Gefühle: Ich bin sehr beeindruckt von der schönen Stadt der Grachten, von der Entspanntheit der Bewohner und von diesen vielen kleinen Läden und Cafés. Die täglichen Wolken und der Regen in meiner Reisewoche tuen dem Stadtbild keinen Abbruch.
Im Anschluss ging es auf dem kleinen Roadtrip in das kleine, beschauliche Den Haag sowie für einen Tagestrip ins architektonisch- individuelle Rotterdam. Da es den Rahmen sprengen würde über die ganze Reise zu sprechen, gibt es wie immer einen Ausschnitt aus meinen literarischen Streifzügen:
Literarisches Amsterdam
Wir befinden uns in der Stadt der tausend Brücken und der Millionen Fahrräder. Doch was die Buchhandlungen betrifft, scheint es wie verhext: Immer wenn ich eine besuchen möchte, ist sie gerade geschlossen. Ehrlich. Vor allem die Buchhandlung in der Herengracht mit dem kreativen Namen „The Happy Bookieman“, die ich so gern besuchen hätte, hat leider zu dem Zeitpunkt die Türen verschlossen. Die Bücher, die dort immer im Fensterbrett stehen, sehen auf jeden Fall sehr einladend aus.
Umso glücklicher bin ich, als wir auf das süße Antiquariat in der Prinsengracht stoßen, wenn auch eher zufällig. „Le Flaneur“ heißt einen bereits willkommen, indem auf der Tür eine Abbildung von einem Mann mit Stock und Hut einen zum Eintreten bewegt.
Von innen sieht es so aus, wie man sich ein klassisches, uriges Antiquariat eben so vorstellt. Es finden sich sowohl viele Bücher von niederländischen Autoren als auch englische Klassiker in der Buchhandlung. Außerdem versprüht der Laden seinen besonderen antiquarischen Scharm, indem er nicht nur Bücher, sondern auch andere Gebrauchtgegenstände verkauft. Es ist ein süßes Lädchen zum Verweilen und zum Schätze finden – und das an einem der schönsten Hotspots Amsterdams.
Als Mitbringsel aus der Stadt kommt allerdings kein Buch aus dieser Buchhandlung mit, sondern für mich als Avocado-Liebhaberin ein Kochbuch aus dem mit Liebe und Kreativität gestaltetem Café „The Avodcado-Show“.
Dies kann ich bei einem Besuch der Hauptstadt der Niederlande übrigens sehr empfehlen, wenn ihr auch das grüne Obst (ja, die Avocado ist eine Frucht!) mögen solltet. Ein paar Rezepte habe ich bereits ausprobiert und sie sind zum Teil sehr einfach nachzumachen und schmecken trotz mit unter sehr spezieller Kombis einfach köstlich!
Lieblingsbuchhandlung aus Den Haag
Was Buchhandlungen betrifft, werde ich dann aber in Den Haag so richtig verzaubert. Dort soll ich eine der schönsten Buchläden entdecken, die ich bisher besucht habe. Und das geschieht erneut zufällig. Mein Freund und ich sind dabei, nach Cafétipps auf Reiseblogs zu suchen und entdecken „Bookstor“ – dieses ist sowohl ein Café als auch eine Buchhandlung. Natürlich wird es direkt das erste sein, was wir aufsuchen.
Und der Reiseblog hat nicht zu viel versprochen: Nach einem verregneten Vormittag flüchten wir hinein und sind unmittelbar angetan. Denn hier werden Buch- und Kaffeeliebhaber vereint, das Bookstor-Team kann in jedem Fall mit beidem punkten. Antiquarische Bücher und Klassiker werden in Szene gesetzt. Überall befinden sich gemütliche Sitzgelegenheiten und sogar in einer Ecke des Ladens Schachspielmöglichkeiten. Ein Stück weiter schließt sich noch ein einladender Wintergarten an. Das Café und die Buchhandlung sind räumlich kaum voneinander getrennt, sondern gehen fließend in einander über. Sie sind nahezu eine Symbiose. Man kann also ganz entspannt einen guten Espresso oder Cappuccino trinken und dabei nach Büchern stöbern. Es werden sogar Ansichtsexemplare zum Lesen bereitgestellt. Genau das finde ich letztendlich auch das Besondere. Ich habe schon öfter Büchercafés besucht, oder Buchhandlungen mit Caféecken, doch kaum harmonieren sie so miteinander wie hier.
Motto: Geschichten teilen
Aber noch etwas Besonderes entdecke ich hier, was sich das Bookstor-Team auf die Fahnen geschrieben hat: Ihr Motto ist es, Geschichten zu teilen. Und dies nicht nur, indem sie Bücher verkaufen und zum Verweilen und Lesen einladen, sondern indem sie spenden. Sie geben gebrauchten Büchern eine zweite Chance und verpacken sie als Überraschungspakete: eine Art Blind-Date mit Second-Hand-Büchern. Allein durch kurze Beschreibungen soll man auf die Bücher aufmerksam werden. Das eingenommene Geld wird zu 100% gespendet. Eine sehr kreative, schöne Idee, die ich natürlich gerne unterstütze und ein Überraschungsbuch auf Englisch kaufe. Und so kommt es, dass wir Bookstor sogar ein zweites Mal auf unserem Trip besuchen und einige Mitbringsel mitgehen lassen wie neben dem benannten Mystery Book noch leckere Kaffeebohnen und Karten.
Leider muss ich feststellen, dass ich das geheime Buch dann letztendlich schon gelesen habe. Es handelt sich um „The Keeper“ von Graham Norton, was ich mir letztes Jahr auf meiner Reise in Irland gekauft habe. So ist es jedoch ein nettes Mitbringsel für eine Freundin geworden. Vielleicht ergibt sich irgendwann eine weitere Gelegenheit, die Buchhandlung zu besuchen. Dann kann ich ja einen zweiten Versuch starten!
In Rotterdam habe ich es leider an dem Tag dann nicht mehr geschafft, in eine Buchhandlung zu gehen. Aber diese Empfehlung habe ich für meinen nächsten Trip schon mal rausgesucht und zwar mit dem witzigen Namen „De Plaatboef“.
Wusstet ihr schon?
Ihr Tagebuch schrieb Anne Frank in einem Hinterhaus in Amsterdam, nahegelegen der 9Straatjes. Dies kann man im Rahmen des berühmten Museums „Anne Frank House“ besuchen.
Die Buchhandlung „Bookstor“ in Den Haag ist mittlerweile schon 100 Jahre alt!
Die Niederlande war 2016 Gast bei der Frankfurter Buchmesse. Es finden sich in dem Rahmen ein paar Buchtipps auf der Website der Deutschen Welle.