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Als ich im Mai in meine erste eigene Wohnung gezogen bin und damit nach 12 Jahren das WG leben hinter mir gelassen habe, nahm ich mir vor meine Wohnung so weit es irgendwie möglich ist plastikfrei einzurichten. Ein Jahr zuvor haben Luise und ich bereits einen ersten Selbstversuch gewagt und eine WG-Plastikfrei-Challenge initiiert. In meinem Badezimmer sind festes Shampoo, Bambuszahnbürste, Menstruationstasse und co. schon seit ein paar Jahren eingezogen. Meine Einkäufe erledige ich zum Großteil unverpackt und in Demeter- bzw. Bioläden. Als der Umzug anstand war es mir daher von Anfang an wichtig, möglichst bei vielen Produkten auf Plastik zu verzichten bzw. Alternative aus recycelten Materialien oder Secondhand zu erwerben. Da ich meine Wohnung von Grund auf neu einrichten musste, fiel es mir in manchen Bereichen jedoch recht schwer nachhaltige Produkte zu finden, die konventionellen Produkten in nichts nachstehen und dazu möglichst nicht viel teurer sind. Ich habe Blogs durchstöbert und bin an der ein oder anderen Stelle fast verzweifelt. Mir hat ein Ratgeber gefehlt, der mich einmal quer durch die Wohnung führt und zeigt, wo alternativen zu konventionellen Produkten auf mich warten. Also schreibe ich heute meinen eigenen Ratgeber, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben soll, aber der mich bei meiner Suche begleitet.
Die Küche
Ich koche gerne, da ich dabei gut abschalten kann. In den wenigsten Fällen halte ich mich an Rezeptbücher und Improvisation ist meine Geheimwaffe. Meistens kommt dann auch was halbwegs Essbares dabei raus. Aber ohne eine Grundlegende Küchenausstattung kann auch der beste Meisterkoch nicht kochen und daher war der erste Weg für mich in einen etwas größeren Supermarkt um die Ecke. Dort findet man mittlerweile Schneidebretter aus Bambus und Küchenmesser mit Holzgriffen. Das war einfach. Bei dem Wasserkocher habe ich mich für ein Produkt aus Glas entschieden und bei der Pfanne für ein Produkt ohne Blei, sondern Keramik. Es gibt übrigens bereits tolle Blogartikel, welche Pfanne im Vergleich zu Billigprodukten aus China die bessere sein kann. Daher möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen. Statt dessen stelle ich euch lieber meine neuen Mitbewohner vor:
Seit ein paar Tagen wohnen nun auch „Sissi und Franz“ bei mir. Rund 500 Kompostwürmer die mir bei der Verwertung meiner Bioabfälle helfen und in einer Holzkiste auf dem Balkon „wohnen“. Kompostwürmer und Mikroorganismen zersetzen gemeinsam den Biomüll, am liebsten mögen sie kleingeschnittene Obst – und Gemüsereste, Teesäckchen, Blätter, Eierschalen, Kaffeesatz und vieles mehr. Und alle die sich jetzt denken „das stinkt doch?“, denen sei gesagt, dass die Mikroorganismen gleich mit der Verwertung des Biomülls beginnen, alles gut durchlüftet ist und Geruch eigentlich nur entsteht, wenn man zu viel oder falsch gefüttert hat (und die Würmer sich vor Bauchschmerzen winden).
Das Schlafzimmer
Ein neues Bett musste her, denn das alte wohl kaum noch einen Umzug und damit verbundenem Auf- und Abbau überleben. Berichte über Chemie und Lösungsmittel in Betten und Matratzen ließen mich erschauern und Betten mit einem Rahmen aus Metall oder Stahl gefielen mir optisch nicht. Massivholzbetten aus nachhaltiger Landwirtschaft und ohne Lattenrost und Matratze werden jedoch meist erst ab 1.000,00 € verkauft und so schob ich dieses Thema noch ein wenig vor mir hin. Schwankte zwischen einem gebrauchten Modell von Ebay und dafür eine hochwertige Matratze, wobei mir in den wenigsten Fällen die angebotenen Modelle gefielen. Zwischendurch war ich der festen Überzeugung mir ein Modell aus Paletten einfach selber zu bauen, meine zwei linken Hände hätten sich gefreut. Bis ich eines Tages über eine Berliner Manufaktur gestolpert bin, die zeitlose und schlichte Betten aus zertifiziertem Holz und ökologischen Farben oder Ölen herstellt. Die knapp zwei Monate Wartezeit haben sich aber für mich ausgezahlt, denn seit dem schlafe ich förmlich wie die Prinzessin auf der Erbse.
Und wer putzt?
Das tolle am Leben in einer WG, neben stundenlagen Küchengesprächen, ist definitiv der geteilte Putzdienst. Aber kaum wohnt man alleine, bleibt es alles an einem selber hängen. Ein Putzeimer musste also her und so bin ich auf Emaille gestoßen. Die Produkte sehen nicht nur toll aus, sondern sind durch die Herstellungsmethode nachhaltig und farb- bzw. geschmacksneutral. Emaille hat mittlerweile auch in meiner Küche Einzug gehalten. Meine Reinigungsmittel stelle ich übrigens selber her. Der beste Kalkentferner und Fensterputzmittel ist immer noch handelsüblicher Essig aus dem Supermarkt, den man hervorragend in einer Sprühflasche mit Wasser anmischen kann. Eine weitere Allzweckwaffe ist Waschsoda die ich für das saubermachen von Bad, Küche und Böden einsetzte. Mein auf Ebay gekaufter Staubsauger besteht zwar aus Plastik, kommt dafür aber ohne Beutel aus, achtet beim Kauf unbedingt auf ein möglichst energieeffizientes Modell. Ein harter Brocken war der Wischmopp, denn da ich kein handelsübliches Wischsystem wollte (der Emaille Putzeimer), war die Auswahl nicht allzu üppig. Nach einiger Recherche habe ich ein einziges Modell gefunden, bei dem der Mopp aus Baumwolle und waschbar sowie durch den Twistsverfahren leicht auswringbar ist.
Fazit
Immer noch überrascht bin ich, wie leicht es an manchen Stellen ist, nachhaltige Produkte zu erwerben. Insbesondere Badezimmerprodukte und Reinigungsmittel findet man mittlerweile in der Drogerie um die Ecke und muss dafür nicht mehr in den Biomarkt. Bei der Wohnungseinrichtung sieht es dann schon wieder etwas anders aus. Will man nicht viel Geld für teure Massivholzmöbel ausgeben, erfordert dies einiges an Recherche oder der Weg zum Secondhandladen bzw. Ebay-Kleinanzeigen. Dort warten Wiederrum auch manche Schätze auf den neuen Besitzer. Es erfordert jedoch einen langen Atem, das passende Teil zu finden und den Willen, mehrere Wochen auf einer Matratze auf dem Boden schlafen zu müssen. An manchen Sachen bin ich auch gescheitert, mein Badezimmereimer und Klobürste sind nicht nachhaltig und auch nicht plastikfrei, aber wie sagt man immer so schön?: Einen Schritt nach dem anderen! Das nächste Projekt wird das Wohnzimmer werden. Schlussendlich ist meine Couch mehr als 15 Jahre alt und stammt noch aus einer meiner ersten WGs in Hamburg und ein neues Bücherregal will auch erworben werden. Durch meinen Umzug habe ich jedoch gelernt, dass Nachhaltigkeit auch bedeuten kann, sich mehr Zeit für die Dinge zu nehmen. Nicht alles sofort und sogleich „neu“ haben zu wollen und das stöbern auf Flohmärkten und im Internet auch richtig Spaß machen kann, insbesondere dann, wenn man die für sich perfekte alternative zu einem konventionellen Produkt gefunden hat.
Nun leider etwas zu spät bin ich auf das Buch von Louisa Dellert „Mein Herz schlägt grün“ aufmerksam geworden. Ich werde es sicher als Inspiration für das Wohnzimmer nehmen und euch zu einem späteren Zeitpunkt noch ein wenig genauer vorstellen!
Alle erwähnten Produkte sind selbst gekauft. Da ich diesbezüglich zu Shops verlinkt habe, wurde der Beitrag als Werbung gekennzeichnet.