Zur Premiere des Theaterstücks am 04. Dezember 2021
*Werbung/Pressekarte*
Das Programmheft bereits gedruckt, der Text schon von den Schauspieler:innen einstudiert: Als dann im Frühjahr 2020 feststeht, dass das Theaterstück „Coolhaze“ im Schauspielhaus Hamburg nicht gespielt werden kann, mit Charly Hübner in der Hauptrolle und dem Künstlerkollektiv Studio Braun – Heinz Strunk, Rocko Schamoni, Jacques Palminger – in der Regie. Aber nun können wir, der Freund und ich, endlich unsere Theaterkarten nutzen.
„Coolhaze“ basiert zum einen auf der Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist (1808). Zum anderen bildet ein Filmdreh den Hauptschauplatz der Theaterinszenierung. Letztere spielt mit Filmreferenzen, indem sie Motive aus Selbstjustiz-Thrillern der 1970er Jahre aufgreift, vor allem aus „Ein Mann sieht rot“ (1974) mit Charles Bronson. Michael Kohlhaas und Charles Bronson verschmelzen zu Michael Coolhaze, gespielt von Charly Hübner. Das Brandenburg des 19. Jahrhunderts verwandelt sich zum New York der 70er Jahre. Und der Pferdehändler und Wutbürger Michael Kolhaas wird zu einem Motorradhändler, der sich rächen möchte, weil er sich vom Staat ungerecht behandelt fühlt und nun für Gerechtigkeit im kriminellen New York kämpfen wird. Da scheint sich der Filmregisseur Florian von Richthofen viel vorgenommen zu haben. Und genau dieser Ehrgeiz führt zu Selbstüberschätzung und Aggression, gepaart mit Sadismus. Jede Szene muss unermüdlich bis zur Perfektion abgedreht werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Ob das gutgehen wird?
Das Theaterstück ist eine Hommage an die Filmwelt und Popkultur und gleichzeitig eine Parodie, wie an den überzeichneten Figuren deutlich wird, z.B. Charly Hübners als eine eitlere Variante von sich selbst oder der cholerische, frauenfeindliche Filmregisseur Florian von Richthofen. Abgerundet wird die Inszenierung mit stimmigen Szenenbildern und Klamotten aus 70er Jahre-Filmen und sogar einem Orchester live vor Ort.
Bei aller Komplexität der Inszenierung bleibt die Veranstaltung kurzweilig, leicht konsumierbar. Das liegt vor allem an dem speziellen Studio-Braun-Humor. So taucht in einer Szene plötzlich und völlig zusammenhangslos eine überdimensionale Raupe auf, die mit gepitchter Stimme vor sich hinphilosophiert. Oder Heinz Strunk haut als biedere Oma verkleidet herrlich blöde Sprüche raus, wie etwa „Willen und Knochen, beides gehört gebrochen“ oder „Wenn der Hund ans Bein pinkelt, dann stinkt das Bein und nicht der Hund“.
In Coolhaze treffen Kontraste aufeinander: Hochkultur auf Trash, 70er Jahre Selbstjustiz-Thriller auf kitschiges Musical, Realismus auf Fantasy, haarsträubende Albernheiten auf Andeutungen aktueller Themen wie toxische Männlichkeit und Empowerment.
Das Theaterstück ist ein einzigartiges Konglomerat aus Theater, Literatur, Film und Meta- Film. Es gehört vielleicht nicht zu den tiefgründigsten Inszenierungen von Studio Braun, aber ist sicherlich eine der unterhaltsamsten, was zur aktuellen Zeit genau das Richtige ist!
Pssst: Für die beiden Vorstellungen am 31.12.21 gibt es noch Karten. Außerdem sind aktuell Vorstellungen bis März 2022 geplant. (Was die geltenden Hygienebestimmungen betrifft, empfehlen wir am besten jeweilig kurz vorher auf die Homepage des Theaters zu schauen).
In freundlicher Co-Produktion mit dem Freund, einem selbsternannten Studio-Braun- und Charles Bronson-Kenner.
Vielen Dank ans Theater für die Bereitstellung der Pressekarte.
Passende Buchtipps von meiner Begleitung:
Heinz Strunk – besonders empfehlenswert: „Fleisch ist mein Gemüse“ (2004), „Heinz Strunk In Afrika“ (2011), „Jürgen“ (2017)
Zuletzt erschienen: „Es ist immer so schön mit dir“ (2021)
Rocko Schamoni – besonders empfehlenswert: „Dorfpunks“ (2004)
Zuletzt erschienen: „Der Jäger und sein Meister“ (2021)
Und auf meinem Lesestapel ganz oben: Charly Hübner – „Motörhead“ (2021)
Danke für diesen interessanten Tipp.
Liebe Grüße aus Hamburg
S.