Der Sommer fährt seine Krallen aus: Die Sonne strahlt im hellsten Gelb, die Temperaturen steigen in Rekordhöhe und unsere Bücher lesen wir aktuell gerne auf dem Balkon. (Es sei denn, es wird selbst dafür zu heiß!)
Im Sommergepäck haben wir heute ein Monatsblatt voll mit Buchtipps, Lese- und Halbjahreshighlights für euch: Denn ja, das Jahr ist bereits zur Hälfte vergangen! Vielleicht ist auch ein Sommerbuchtipp für den Urlaub oder die heißen Wochenenden für euch dabei? Mit diesem Monatsblatt verabschieden wir uns übrigens in eine Sommerpause. Zwar wird noch eine Podcastfolge und ein Themenbeitrag erscheinen, doch das Monatsblatt macht eine Pause. Genauso wird es auf Instagram ruhiger werden.
Unsere Halbjahreshighlights
In diesen ersten sechs Monaten des Jahres haben wir bereits viele interessante, packende und erhellende Bücher gelesen, dennoch haben je drei für uns ganz besonders herausgestochen:
Luise | Aline |
Freiheit von Angela Merkel | Trophäe von Gaea Schoeters (Ü: Lisa Mensing) |
Wir waren Kometen von Daniel Gräfe | Blaues Wunder von Anne Freytag |
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken von Sarah Lorenz | Die Vegetarierin von Han Kang (Ü: Ki-Hiyang Lee) |
Welches Buch hat euch in diesem Halbjahr begeistert?






Auf die Ohren – Podcast
Habt ihr schon in unsere Juni-Podcastfolge reingehört? Falls ihr sie noch hören, aber überrascht werden wollt, dann Augen zu und diesen Part skippen! Hier lüften wir nun, welche zwei Bücher besprochen wurden:
Luise bringt diesmal im Speed Date eine Buchempfehlung mit, welche für sie den Nerv Millennials trifft: Zwischen Selbstverwirklichung und Hauptsache etwas mit Medien zu machen – gewürzt mit einer Prise Sarkasmus: es geht um Beatriz Serranos Geht so. (Ü: Christiane Quandt)
Im Blind Date stellt Aline diesmal den Roman mit dem ersten Satz vor: Das hier ist ein erstes Mal. Wie du mich ansiehst* von Eva Lohmann lädt ein, über Schönheit und Falten nachzudenken und zu diskutieren. Was wir definitiv in der Folge gemacht haben, also hört gerne rein und seid gespannt!


Happy Birthday Thomas Mann
Thomas Mann – schwer und nur für lange Leseabende? Nicht unbedingt, zumindest nicht mit folgender Novelle, Graphic Novel und einem erzählenden Sachbuch! Luise hat zum 150. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers Buchempfehlungen zusammengestellt, die einen anderen Zugang zu seinem Werken bieten können:
📙Mario und der Zauberer von Thomas Mann – ein Reread
📘Heimweh im Paradies. Thomas Mann in Kalifornien von Martin Mittelmeier*
📓Graphic Novel Thomas Mann 1949. Rückkehr in eine fremde Heimat von Julian Voloj, Friedhelm Marx und Magdalena Adomeit. Hier geht es zum Blogbeitrag.


Ein (Halbjahres-)Lesehighlight von Aline:
Blaues Wunder von Anne Freytag
Erschienen im April 2025 im Kampa Verlag *
Weiter oben habe ich es schon verraten, hier jetzt noch mein Warum, weshalb Blaues Wunder für mich ein Lesehighlight des ersten Halbjahres ist: In Anne Freytags neuem Roman erleben eine Gruppe von Arbeitskollegen und deren Partnerinnen einen vermeintlichen Luxusurlaub auf einer Superyacht bei den Philippinen. Schnorchelausflüge und Mittagessen auf einer einsamen Insel, türkisfarbenes Wasser, Palmen – und mittendrin Nora, Franziska, Rachel, ihre Ehemänner und David, der erwachsene Sohn von Rachel und Walter. Walters Idee war es, die beiden Konkurrenten Ferdinand und Kilian samt ihrer Ehefrauen auf die Yacht einzuladen. Dass es um mehr als Urlaub mit dem Chef geht, ist allen von Anfang an klar – nur der wahre Grund für die Einladung gilt es noch zu lösen. Es ist ein perfektes Dinner auf einem perfekten Boot mit perfekten Menschen. Nur dass nichts davon echt ist. (S. 43)
Anne Freytag inszeniert ein Kammerspiel, in dem Walters sorgfältig geplante Fassade Stück für Stück demontiert wird und die Lesenden tief in die Abgründe der Protagonistinnen eintauchen, aus deren wechselnden Perspektiven die Kapitel erzählt werden. Wir erfahren anhand von Rachel, Nora und Franziska von den tiefsten Sehnsüchten, den Eheproblemen und den Abgründen, die hinter der glänzenden und luxuriösen Fassade lauern. Nach und nach lassen so alle langsam ihre Hüllen fallen. Blaues Wunder von Anne Freytag hat mich von der ersten Minute an unterhalten, aber auch viel Unwohlsein (auf eine gute Art!) verursacht, so sehr, dass ich es ein paar Stunden nicht weiterlesen konnte. Ein Buch, das unterhaltsam, spannend und erschütternd zugleich ist, eben nicht ohne Grund eines meiner ersten Highlights des Jahres!
Weitere Bücher – Kurz zusammengefasst
Stell dir vor, die Zeit hält an. Wir werden nicht älter, niemand muss den Planeten verlassen, kein Mensch wird geboren. Eine schon fast dystopische Vorstellung, in der die Autorin Maja Lunde ihren Roman Für immer platziert. Es ist ein Roman über das Leben im Hier und Jetzt und was es für jeden Einzelnen bedeuten kann, wird. Feinfühlig und warm erzählt, ist es eine Wohlfühl-Dystopie mit wichtigen Botschaften und wirft dabei auch noch die ganz großen Fragen des Lebens auf.
Mit Poesie und Beobachtungsgabe gelingt der Autorin Simone Scharbert eine besondere Hommage an Anna Atkins. Sie gilt als eine der ersten Fotografinnen, erlitt jedoch das Schicksal, als Frau des frühen 20. Jh. eher im Hintergrund zu agieren und schnell in Vergessenheit zu geraten. Für Luises Geschmack hätte es sprachlich manchmal etwas schnörkelloser sein können, doch ist Anna. Eine Belichtung* eine intensive Reise in die Anfänge der Fotografie als Kunstform und bietet dabei selber einen kunstvollen Blick.
Es ist 2020, als Christiane K. fünf ihrer sechs Kinder umbringt und sich anschließend vor einen Zug wirft. Christiane überlebt und wird für ihre Tat angeklagt und verurteilt. Prune Antoine ist zu diesem Zeitpunkt selbst gerade Mutter geworden, eine französische Journalistin, und entwickelt eine Obsession für den Fall, bis sie ihr schließlich im Gefängnis gegenüber sitzt. Im Gegensatz zu anderen Medien, die Christiane K. vorverurteilten, versucht Antoine in Eine Frau in Deutschland* so neutral wie möglich und nötig über den Fall zu berichten. Ü: Theresa Benkert



Einmal im Jahr nimmt sich Aline gerne mal einen Fantasyroman vor. Dieses Jahr wurde es Die Wächterinnen von New York von N.K. Jemisin (Ü: Benjamin Mildner). Tatsächlich war es nicht leicht, in das Setting reinzukommen, da die Charaktere sehr ausführlich erzählt werden. Doch als es richtig losging, war es bezaubernd. Insbesondere da man New York und seine Stadtteile sehr ausführlich, in ihren Charakteren kennenlernt. Für alle die den nächsten New York Urlaub planen oder in das Fantasy-Genre abtauchen wollen und keine Lust auf Drachen und Co. haben.
Apropos New York:
Zu unserem Backlist-Schwerpunkt: Nach 4321 von Paul Auster, das Aline begeistert hat, hat sie nun Stadt aus Glas von ihm gelesen, welcher der erste Roman seiner New-York-Trilogie und bereits 1985 erschienen ist: Stadt aus Glas, ein Roman, in dem Daniel Quinn – die Hauptfigur – sich nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes zunehmend isoliert. Dabei schreibt er Kriminalromane, die er unter dem Pseudonym William Wilson veröffentlicht und in denen ein Privatdetektiv namens Max Work Fälle löst. Eines Tages erhält Quinn einen Telefonanruf, der eigentlich für den Privatdetektiv Paul Auster bestimmt ist, jedoch falsch verbunden wurde. Quinn schlüpft in die Rolle seiner Romanfigur Max Work und wird so zum Privatdetektiv Paul Auster. Was sich undurchsichtig anhört, ist vor allem eines: ein leichtfüßig erzähltes Spiel mit Identitäten, eine Analyse von Einsamkeit und Isolation in einer Großstadt wie New York und ein Bildnis ebendieser Stadt.
Ü: Joachim A. Frank.



Der verschwundene Buchladen von Evie Woods – die Zeitreise in die magische Welt der Literatur, etwa in die bekannte Buchhandlung Shakespeare & Company, sowie mit Autor*innen wie Emily Brontë und Ernest Hemingway abzutauchen, mochte Luise bei diesem Backlisttitel besonders. Der im Klappentext so prominent angekündigte verschwundene Buchladen lässt jedoch lange auf sich warten. Zudem hätte ein Hauch weniger Kitsch gut getan. Dennoch laufen die Fäden aus Paris und Dublin am Ende stimmig zusammen. Eine wundervoll erzählte Hommage an Bücher! Ein Buchtipp für Reisende nach Frankreich und Irland.
Ihr plant einen Reise nach Paris? Dann kann Luise noch folgende Buchhandlungen empfehlen, war sie doch selber mal wieder über Pfingsten in der Stadt der (Buch-)Liebe:
📚Die Bouquinisten
📚Shakespeare & Company
📚The Abbey Bookshop
📚Pied à Terre
Einen Einblick in die Buchhandlungen findet ihr in folgendem Reel.
Wo wir noch unterwegs waren:
Aline** wurde außerdem zur 75. Geburtstagsfeier des Taschenbuchverlags rororo (Rowohlt) eingeladen. Es gab spannende Einblicke in die Verlagsgeschichte, aber auch in neuste Taschenbücher, wie Minihorror von Barbi Markóvic, die zu Gast war und vorlas.
Davon inspiriert besuchte Aline noch eine weitere Lesung im Literaturhaus Hamburg mit Barbi Markóvic (Stehlen, Schimpfen, Spielen), neben Jovana Reisinger (Pleasure), jeweils zu ihren aktuellen Romanen.
Luise wiederum war unterwegs im Club King Georg Köln zur Lesereihe Literatur zur Zeit bei Klapper von Kurt Prödel, in uriger Atmosphäre.



Nun freuen wir uns aber auf unseren Sommerurlaub und suchen schon mal passende Lektüre raus! Habt ihr Tipps? Dann schreibt uns doch gerne bei Instagram oder via Mail.
Die Beitrag enthält Werbung:
* Rezensionsexemplar ** Einladung zur Veranstaltung durch Verlag