Ein Roman für Bücherwürmer, erschienen im Juni 2018 DuMont Buchverlag
Ich liebe es, auf dem Weg zur Arbeit in der U- und S-Bahn zu lesen. Dabei versuche ich einen Platz am Fenster zu ergattern mit einer kleinen Abstellfläche für meinen Kaffeebecher und versinke dann in eine Geschichte. Dabei schaue ich gern unauffällig über den Buchrand, sobald ich Gleichgesinnte entdecke, um zu schauen, was sie lesen.
Entsprechend wurde ich unmittelbar auf „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret Fleury aufmerksam, als ich es durch eine Instagram-Challenge von DuMont entdeckte. Passend zu dem Buch konnte man über eine Woche täglich Fotos zu einem täglich wechselndes Thema posten. Die Aufgaben drehten sich darum, warum wir Bücher lieben und man sich ein Stück weit auch als Buchbotschafter sieht.
Inhalt
Juliette lebt in Paris und arbeitet als Mitarbeiterin in einem Immobilienunternehmen. Ursprünglich dachte sie, dass es ihr Traumjob werden könnte. Letztendlich entpuppt es sich als eintöniger Arbeitsalltag, sie verschwindet immer mehr hinter Akten und Ordnern.
Bücher sind ihre heimliche Leidenschaft. Sobald sie in die Metro steigt und lesen kann, schlüpft sie in andere Welten, gern beobachtet sie dabei auch andere Fahrgäste beim Lesen, um zu wissen, welche Bücher sie gerade fesseln.
Eines Tages beschließt sie, ein paar U-Bahn-Stationen vorher auszusteigen und zu Fuß zur Arbeit zu gehen, um nachzudenken. Dabei entdeckt sie eine Tür, die von Büchern aufgehalten wird. Es verleitet sie aus Neugier hineinzugehen. Dabei soll der Tag ihr Leben umkrämpeln, als sie den verträumten Soliman hinter Bücherstapeln in einer kleinen Privatbibliothek und seine Tochter Zaide kennen lernen soll. Seine Überzeugung ist es, dass jeder durch ein bestimmtes Buch seine Perspektive ändern und das Leben so eines jeden verändert werden kann: Ob Juliette als neue Buchbotschafterin ihm dabei helfen kann?
Kritik
Endlich mal wieder ein Buch über Bücher! Es ist ideal für Buchliebhaber, die Bücher so lieben, dass sie sie nicht nur lesen, sondern auch andere mit ihrer Begeisterung anstecken und zum Lesen bewegen wollen. Ich selbst bin der Überzeugung, dass jeder, der behauptet, dass er nicht gern lese, nur noch nicht das für sich richtige Buch gefunden hat.
Der Titel „Das Mädchen, das in der Metro las“ versprach mir zu Beginn ehrlich gesagt anderes, als es letztendlich ist. Persönlich ging ich eher davon aus, dass es mehr um Geschichten und Personen geht, die einem in der Stadt in U-, S- und Straßenbahnen begegnen können. Es geht jedoch vielmehr um die Aufgabe von Juliette als Bücherbotschafterin und um die dazu gehörige Frage, ob es ihre neue Bestimmung ist. Die Geschichte gefiel mir aber dennoch.
Nun habe ich persönlich das Glück, auch beruflich bereits in der Buchwelt angekommen zu sein und mit meinem Literaturblog auch eine kleine Lesebotschafterin sein zu können. Das Buch zeigt zum einen, dass man sich regelmäßig im Leben hinterfragen sollte, ob man beruflich auf dem für sich richtigen Weg ist oder ob man eine neue Mission angehen möchte, sei es in der Buchwelt oder ganz woanders, je nachdem, was einen bewegt und gefällt. Zum anderen zeigt es, wie wichtig es in der heutigen Zeit ist,über Bücher zu reden und Werbung für das Lesen zu machen. Der Börsenhandel des Deutschen Buchhandels gab bekannt, dass 2017 zwar immerhin ca 30 Millionen Deutsche ein Buch gekauft haben, aber wie viele davon letztendlich wirklich regelmäßig Bücher kaufen und lesen, bleibt ungewiss.
Fazit
Es ist offensichtlich, dass immer weniger Leute Bücher lesen, sondern eher online Serien schauen, ständig auf ihr Handy schauen oder auf Social Media interagieren. Das kleine, aber feine Buch der französischen Autorin ist ein Impuls, das Lesen zu schätzen sowie eine Liebeserklärung an Bücher. Es ist eine kurzweilige und wunderschöne Geschichte über das Bücherlesen und das Reden darüber. Es ist ideal für die Herbst- und Winterzeit, wenn der eine oder andere anstatt des Fahrrads wieder mehr den öffentlichen Nahverkehr nutzt: Also eine ideale Weglektüre für die U- und S-Bahn!
Lieber Dumont-Buchverlag, Dankeschön für die Zusendung eines Rezensionsexemplares!