Gleich im Februar schauen wir so tief über den Tellerrand, dass wir in einem völlig anderen Genre als für uns üblich landen: Denn Fantasy ist mit Sicherheit so weit entfernt von unserem bisherigen Lesevergnügen wie die Ostsee von Australien. Ein Vergleich, der hinkt und unsinnig scheint? Aber so ist das im Bereich Fantasy manchmal, das sind ferne, fiktive Welten, die sich deutlich von unserer Realtiät unterscheiden können. Und nicht immer Sinn zu ergeben scheinen, zumindest für Laien wie uns. Dort gibt es übernatürliche, märchenhafte und magische Elemente. Es tauchen neben Sagengestalten wie Zwerge oder Zauberer auch eigens erfundene Wesen und menschenartige Tiere auf. (1)
Zu einem bedeutenden Vertreter des Genres zählt Terry Pratchett, der für einen sehr eigenen und in der Fantasy-Welt eher unüblichen Schreibstil berühmt war. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Scheibenwelten-Romane, die in 37 Sprachen übersetzt wurden und insgesamt 41 Bücher umfassen. Neben der Scheibenwelten-Reihe gibt es noch 6 Romane, 4 weitere Reihen und diverse Geschichten. (2)
Vorab: Was ist eigentlich die Scheibenwelt?
Nun, in jedem Fall geht es nicht um die Theorie, dass die Erde eine Scheibe ist. Eine Scheibe ist die von Terry Pratchett erschaffene Fantasie-Welt jedoch schon und getragen wird sie von vier Elefanten, die auf einer riesigen Schildkröte stehen und durchs Universum fliegt. Das fängt ja schon mal gut an, denk ich mir. Die Bewohner, Menschen, Zauberer und Trolle um nur ein paar zu nennen, sind davon wenig beeindruckt und verbringen ihr Leben mit alltäglichen Dingen, die man eben so tut. Das besondere an der Scheibenwelt-Reihe ist, dass man sie nicht in Reihenfolge lesen muss. Innerhalb der Reihe gibt es kleine Serien wie zum Beispiel „Hexen“, „Die Stadtwache“ oder „Der Tod“. Eine Empfehlung, die ich gelesen habe, geht jedoch dahin, sich zumindest innerhalb einer Serie zu bewegen (3). Zu der Scheibenwelt gibt es noch viel mehr zu erzählen, schaut dafür einfach zum Beispiel in den Quellen vorbei. Für mein Über-den-Tellerand-Experiment habe ich mir eher zufällig die Rincewind-Serie ausgesucht bzw. weil ich mir dachte – es ist nie verkehrt mit Teil 1 anzufangen:
„Die Farbe der Magie“ von Terry Pratchett
„Der Magier Rincewind ist vom Pech verfolgt – erst wird er von einem geltungssüchtigen Zauberspruch befallen, dann verliert er seine Stelle an der unsichtbaren Universität. Fortan verdingt er sich als Fremdenführer für den ersten Touristen auf der Scheibenwelt. Und natürlich geht auf der Reise so ziemlich alles schief.“ (Klappentext). Mit diesem Buch beginnt nicht nur die Reihe rund um den Magier Rincewind sondern auch der legendäre Scheibenwelten-Zyklus. Und natürlich musste sich mein Gehirn erst einmal umpolen auf das, was da auf einmal geschrieben vor mir lag. Eben so ganz anders ist es im Vergleich zu dem Stoff, den ich sonst lese. Doch nach ca. 50 Seiten war ich mittendrin in der Geschichte, die Welt und alle seine Wesen und Bewohner haben sich vor meinen inneren Auge aufgebaut und der skurrile Roadtrip durch die verschiedenen Länder auf der Scheibenwelt konnte beginnen. Besonders der Humor und Persiflage, für den Terry Pratchett bekannt ist, hat mich begeistert, ebenso wie die versteckten Vergleiche zur Realität oder auch Kritik an unserer Gesellschaft, die ich in dem Text vermutet habe.
*Werbung* Der Auslöser, warum ich mich mit der Scheibenwelt beschäftigen wollte, ist übrigens der Film „Maurice, der Kater“, welcher ab 9. Februar 2023 in den Kinos zu sehen ist und den wir bereits zur Premiere in Hamburg vorab sehen durften. „Maurice, der Kater“ ist der 28. Scheibenwelten-Roman und im Gegensatz zu „Die Farbe der Magie“ keiner bestimmten Serie zugeordnet. In dem Film werden die Figuren des Romans zum Leben erweckt. Es beginnt damit, dass Maurice, ein gewiefter Kater, mit dem naiven Menschenjungen Keith als Rattenfänger und einer Gruppe von Ratten von Dorf zu Dorf, um die Bewohner um ihr Geld zu erleichtern. Denn was diese Gruppe von anderen Tieren unterscheidet? Sie können sprechen! Sie kommen gut durch mit ihrer Masche. Bis sie auf ein Dorf stoßen, wo es weder Ratten noch Lebensmittel gibt. Wo ist das alles hin? Die Geschichte erinnert stark an das Märchen „Der Rattenfänger von Hameln“, wird jedoch von der Handschrift des Terry Pratchett gezeichnet. Außerdem werden die Zuschauer:innen zwischenzeitlich charmant aus der Geschichte rausgezoomt und direkt angesprochen, von der Buchliebhaberin und Erzählerin, die auch Teil der Geschichte wird. Und vor allem zeigt, wie Geschichten aufgebaut sind. Denn sie verfolgt das Motto: Wenn du aus deinem Leben nicht eine Geschichte machst, wirst du immer nur Teil einer Geschichte von jemanden anderen sein. Also perfekt für Buchliebhaber:innen!
Mir bekannte Charaktere wie der Zauberer Rincewind, der Tourist, der Tod aber auch die Unsichtbare Universität tauchten kurz im Film auf, was mich sehr gefreut hat und den Wiedererkennungseffekt gesteigert hat. Mit acht Jahren Produktionszeit (vor allem in Hamburg!) unter deutscher Regie ist ein schöner Film, nicht nur für Kinder sondern auch Erwachsene, also für die ganze Familie entstanden. Aber auch für Freunde des Animations- und Unterhaltungsfilms und for Leseratten wir uns. Hier geht es zum Trailer.
Fazit
Nach meinem Kurztrip auf (oder in?) die Scheibenwelt habe ich mir direkt das zweite Buch aus der Serie besorgt und werde nun zwischendurch immer mal wieder einen Ausflug in die Fantasy-Welt machen. Denn was mir besonders gut gefallen hat, ist die Kurzweiligkeit und humorvolle Seite der Geschichten, sodass es mich aus meiner Realität in eine andere Welt entführt und vor allem meine Fantasie anregt. In meinem Kopf entstehen viel mehr bunte Bilder und Figuren als wie sonst üblich, wenn ich Romane lese, und das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich bin gespannt, wie es Luise mit ihrem Ausflug in die Fantasie-Welt ergehen wird.
Quellen:
(1) Wikipedia.de
(2) Wikipedia.de
(3) scheibenwelt-roman.de und How to Scheibenwelt