Hohe Messlatte: Qualityland 2.0, Rezension zur Fortsetzung von Marc-Uwe Kling

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Ich hatte mit keiner Fortsetzung gerechnet. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich von ihr erfuhr. Denn den ersten Teil von Qualityland fand ich mehr als erfrischend und hatte mich überzeugt. Zum einen ist es eine ernsthafte Dystopie, was für Marc-Uwe Kling zum damaligen Zeitpunkt, als der erste Teil 2017 erschien, neu war. Es war überhaupt sein erster richtiger Roman, nach den Känguru-Chroniken, die vielmehr Kurzgeschichten ensprechen. Zum anderen aber ist Qualityland eine lustige Dystopie und hebt sich damit vom klassischen düsteren dystopischen Genre ab. Wie das allerdings immer so mit Fortsetzungen von Bestsellern ist: Die Messlatte wird entsprechend hoch angesetzt und die Frage stellt sich, ob die Erwartungen von den Fans erfüllt werden können? Auf jeden Fall empfiehlt es sich, den ersten Teil gelesen zu haben. Wenn ihr diesen also noch nicht kennen solltet, gerne erst den lesen!

Aber jetzt zu:

Qualityland 2.0 von Marc-Uwe Kling, erschienen im Oktober 2020 im Ullstein-Verlag

Qualityland Teil 1 und Teil2 von Marc-Uwe Kling

Inhalt

Es ist wieder allerhand los in Qualityland und im Leben von Hauptfigur Peter Arbeitsloser.

Kiki scheint sich von ihm getrennt zu haben, seine Exfreundin interessiert sich dafür wieder für ihn, weil er Levels aufgestiegen ist. Der Sex-Androide Romeo outet sich als schwul und umgarnt Peter. Vor allem wird er wieder von Henryk Ingenieur entführt, der ihm ein Geheimnis offenbart: Der Billionär möchte Präsident werden.

Und Kiki? Kiki Unbekannt will mehr über ihre Vergangenheit und ihre Eltern erfahren, die sie nicht kennt. Nur ihr Problem ist: Ihre Nanny, ein Roboter, ist passwortgeschützt, sobald es um Erinnerungsvideos geht, die verraten, wer ihre Familie ist. Zum Glück ist Kiki professionelle Programmiererin und kennt sich in dem Metier aus. Ob ihr das helfen wird?

Dann ist das noch dieser ominöse Puppenspieler, der Kiki einfach nicht in Ruhe lassen möchte. Es beginnt eine spannende Verfolgungsjagd, die unter anderem etwas mit einem Staubsaugroboter zu tun hat, den Peter aus einer Drohne werfen wird, zufällig, als der Puppenspieler Kiki angreift. Verrückte Welt. Verrückte Zeiten und die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung oder wie man in Qualityland nur noch sagt: „SBWDA“.

Kritik

Wieder gibt es zwischen den Kapiteln diese wunderbar unterhaltsamen Zwischenszenen, die Werbung und TV-Ausschnitte aus der Welt von Qualityland zeigen, wie „Dan und Dan“ eine Show von zwei proletischen Brüdern oder Werbung für eine App, die das Tagebuch für einen digital schreibt, ohne das man selbst etwas dafür tun muss: „Myary“. Wieder gibt es witzige Clickbait-Titel wie: „Nur Leute mit einem IQ über 150 kapieren das folgende Kapitel“ oder „Wie auch du einen 13×13 Megazauberwürfel in null Komma nichts lösen kannst!“, die nahezu kaum etwas mit den Kapiteln zu tun haben.

Qualityland kann man sehr gut auch als Hörbuch hören.

Die Geschichte jedoch an sich zieht sich, verliert sich in Beschreibungen von technischen Fortschritten und Absurditäten aus der Welt von Qualityland, eine Welt, die einem nun mittlerweile aus dem ersten Teil vertraut ist. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich reinkam, dabei hat Kling Talent, was unterhaltsames Schreiben und witzige Dialoge angeht. Auch das Hörbuch ist, dadurch dass Marc-Uwe Kling es selbst einspricht, wirklich kurzweilig und authentisch. Plötzlich bin ich auch wieder dringewesen in der Welt von Qualityland, und fieberte mit: Wird Kiki ihre Eltern ausfindig machen können und warum wollen sie scheinbar, dass nichts über sie im World Wide Web steht? Doch offen gestanden bin ich persönlich vom Ende etwas enttäuscht gewesen. Es wird zwar eine überraschende Wendung geben, die ich aber tatsächlich etwas zu abstrus und zu unspektakulär fand. Zudem scheint das Ende darauf hinzudeuten, dass es voraussichtlich einen dritten Teil geben soll. Hoffentlich und gib dann noch einmal bitte alles, Marc-Uwe. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dann alles einen Sinn ergeben wird!

Fazit

Marc-Uwe Kling-Fans kommen sicher wieder voll auf ihre Kosten, aber mich konnte der zweite Teil letztendlich leider nicht ganz so wie der erste Teil überzeugen. Und dennoch finde ich es einen sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Roman, und damit die ideale Hörbuch- oder Reiselektüre für die Weihnachtszeit: *träller*: „Driving home for Christmas…“

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Danke an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars, welches mich weder in meiner Meinung, noch in meiner Beurteilung beeinflusst hat.

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