Aktuelle Bücher zum Thema Feminismus, Gleichberechtigung und Emanzipation
Meiner Meinung nach sollte jede Frau die Entwicklung ihrer Rechte kennen und auch um die enormen Hürden wissen, die ihre ehemaligen Wegbegleiterinnen hatten. Nein! Eigentlich sollte jeder die Schritte kennen, die für die Gleichberechtigung von Mann und Frau wesentlich waren. Nur durch dieses Bewusstsein kann unsere Zukunft weiblich UND männlich sein.
Die geschichtliche Entwicklung der Gleichberechtigung von Mann und Frau ist unmittelbar mit dem Kampf der Frauenrechte verbunden. Es war die Frau, die durch die Emanzipationsbewegung um die Gleichberechtigung kämpfen musste. Das Jubiläum 100 Jahre Frauenwahlrecht zeigte es erneut (12. November) als ein wichtiges Symbol für die Gleichberechtigung, das letztere nicht selbstverständlich ist.
Feminismus in der Literatur spielte 2018 wieder eine besondere Rolle, nachdem die #metoodebatte nun bereits ein Jahr immer wieder Wellen schlägt. Sie ist mit ein Grund, die Entwicklungen von Frauenrechten und die Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Gesellschaft zu reflektieren. „Frauenpower“ wird das erste Thema meiner neuen Rubrik Themengeblätter sein, eine Rubrik, in der ich aktuelle Bücher zu einem spezifischen Thema vorstellen möchte. (Hierbei werde ich mich auf Hardcover und Taschenbücher konzentrieren, die in diesem Jahr erschienen sind).
Untenrum frei von Margarete Stokowski (Sachbuch)
Untenrum frei konzentriert sich auf die These, dass wir untenrum letztendlich nie vollständig frei seien, wenn wir es obenrum nicht sind. Wenn wir folglich weiterhin in unserem Geiste von einer gesellschaftlichen Stigmatisierung geprägt sind, können wir uns auch in unserer Sexualität nicht vollkommen ausleben.
Wir Frauen machen uns klein oder „unterwerfen“ uns gar, indem wir unsere eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Doch auch Männer seien noch häufig in ihrer starken Männerrolle gefangen. Zudem argumentiert die Autorin, was ich besonders interessant finde, dass wir heutzutage so damit beschäftigt sind, zu zeigen, wie sexuell aufgeklärt und locker wir doch seien, sodass wir überall mit Sex als stilistisches Mittel spielen: in der Werbung, in Filmen oder Büchern. Im Grunde sind wir aber immer noch prüde und gleichermaßen in Geschlechterrollen gefangen wie vorherige Generationen.
Untenrum frei ist im Mai 2018 als Taschenbuch im Rowohlt Verlag erschienen.
Mehr zum Buch findet ihr in meiner Rezension.
Das Ende de Patriarchats von Margarete Stokowski (Sachbuch)
Im Oktober 2018 erschien ein neues Buch von Margarete Stokowski: „Das Ende des Patriarchats“. Es beinhaltet die Sammlung ihrer Kolumnen von 2011 bis 2018. Sie handeln vom Verständnis von Macht, Sex und Körper sowie über unseren heutigen Umgang mit Geschlechterrollen. Die Zusammenfassung der Kolumnen zeigt so auch einen Querschnitt von Fragen und aktuelle Debatten der letzten sieben Jahre zum Thema Feminismus, Diskurs über Gleichberechtigung und Political Correctness. Die Autorin trifft es für mich in ihren kritischen, spitzfindigen sowie mit Ironie gespickten Kolumnen auf Spiegel Online, in der taz oder auch persönlich in Interviews auf den Punkt, indem sie genauso mal entgegnet: „Das ist ja auch Grütze“.
Die letzten Tage des Patriarchats ist am 25. September 2018 im Rowohlt Verlag erschienen.
Die potente Frau von Svenja Flaßpöhler Ullstein (Sachbuch)
Die potente Frau von Svenja Flaßpöhler, Chefredakteurin vom Philosophie Magazin ist eine unmittelbare Streitschrift als Reaktion auf die #metoo Debatte. Die Autorin kritisiert die Debatte dahingehend, dass sie die Frau zu sehr als Opfer dargestellt werde. Frauen sollen selbstbewusster auftreten und sich gar nicht erst in diese passive Rolle hineindrücken lassen.
Meiner Meinung nach ist diese Argumentation jedoch etwas zu einfach. Erst einmal müssen Defizite aufgezeigt werden, um daraus neue Kraft zu schöpfen. Die #metoo Debatte war wichtig, um aufzuzeigen, dass sexuelle Übergriffe und damit Sex als Machtspiel über Jahrzehnte hinweg existent sind und in allen Gesellschaftsschichten auftreten. Sex wird für Macht missbraucht. Der berühmteste Hashtag des letzten Jahres repräsentiert für mich nicht nur Passivität. Sondern aktiv wurden die sexuellen Übergriffe benannt und Opfer haben endlich sich getraut über diese zu sprechen. Jedoch gebe ich der Autorin recht, dass wir nun handeln müssen. Ein Jahr lang blieb die Debatte aufrecht. Wir dürfen uns aber nicht in dem bloßen Aufzeigen von Missständen verlieren, sondern müssen nun auch reagieren und gesellschaftliche Normen überdenken.
Die potente Frau ist am 02. Mai 2018 im Ullstein Verlag erschienen
Das weibliche Prinzip von Meg Wolitzer (Roman)
Das einzigartige an dem Buch ist, dass es ihm gelingt die Feminismusdebatte in einen Roman zu verpacken. Greer ist intelligent, aber auch sehr schüchtern. Als sie bei einer Vorlesung auf die Feministin Faith Frank trifft, wird ihr ihre eigene Mission klar. Sie möchte selbst für Frauenrechte einstehen und kämpfen sowie gleichzeitig an ihren eigenen Zielen im Leben arbeiten und stolz darauf sein. Das Buch zeigt für mich zweierlei: Zum einen veranschaulicht es, dass die Rolle der Frau eine gesellschaftliche, aber auch persönliche Perspektive einnehmen kann. Man muss auch immer bei sich beginnen. Frauen unterschätzen sich, trauen sich häufig weniger Verantwortung zu und verlangen zu wenig in Gehaltsverhandlungen, woran das liegt? Sie sehen sich unter anderem deutlich kritischer und wollen sich nicht überschätzen, Fazit: Sie unterschätzen sich. Faith möchte Greer davon überzeugen, dass sie viel Wert ist und trotz ihrer familiären Voraussetzungen, allein aufgrund ihrer Intelligenz und Talent erfolgreich werden kann.
Zwar verliert die Autorin sich meiner Meinung mit der Zeit immer mehr in Details und Hintergrundgeschichten, sodass ich ab der zweiten Hälfte des Romans immer mehr Schwierigkeiten hatte dran zu bleiben, überzeugt Meg Wolitzer mit einem bildhaften Schreibstil und besonderen Art Feminismus in einen Roman zu verkleiden.
Das weibliche Prinzip erschien am 16. Juli 2018 im DuMont Buchverlag
Power Woman. Geniale Ideen mutiger Frauen (Jugendbuch)
Es ist ein wundervoll illustriertes Jugendbuch, das 25 sehr unterschiedliche Biographien von starken Frauen vereint, die vor allem eines gemeinsam haben: Trotz ihrer noch so verschiedenen Herkünfte, Epochen, Charaktere oder Berufe haben sie alle ein Stück weit die Welt verändern wollen und sich für Gleichberechtigung stark gemacht. Doch berücksichtigt das Buch auch gegenwärtige mutige Frauen, die sich weiterhin für Frauenrechte und gleiche Behandlung einsetzen. Seien es Kaiserin von Russland Katharina die Große, Malerin Frida Kahlo, Schülern und junge Nobelpeisträgerin Malala, Schauspielerin Emma Watson oder Anwältin Michelle Obama. Dieses Buch ist sowohl etwas für Jugendliche ab 12 Jahren als auch für Erwachsene und veranschaulicht bildhaft Frauenpower.
Power Woman erschien am 18. Juni 2018 im arsEdition Verlad.
Weitere Büchertipps aus diesem Jahr:
Unerschrocken 2 von Pénélope Bagieu, Jugendbuch (Mai 2018 Reproukt Verlag)
Good Night Stories for Rebel Girls 2 von Elena Favilli und Francesca Cavallo, Jugendbuch (November 2018 Hanser Literaturverlage)
The future is female! Herausgegeben von Scarlett Curtis mit Beiträgen von Emma Watson bis hin zu Katrin Bauerfeind und Karla Paul, Sammelband Sachbuch (Oktober 2018 Goldmann Verlag)
Becoming. Meine Geschichte von Michelle Obama, Autobiographie (November 2018 Goldmann Verlag)
Kennt ihr weitere Bücher, die zu diesem Thema erschienen, entweder auch in diesem Jahr oder auch andere Literaturtipps, die ihr dazu nennen könnt? Dann schreibt es mir gern!
2 Gedanken zu “Themengeblätter: Frauenpower”