Couchgeflüster: Zurückgeblätter
Wir wiederholen uns, alle wiederholen sich, aber natürlich muss es noch einmal erwähnt werden: Was für ein verrücktes Jahr, was für ein außergewöhnliches Jahr 2020! Dieses alte Jahr lässt sich doch ganz leicht zublättern, finden wir. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb lohnt sich ein Blick zurück, bevor wir in die Zukunft 2021 schauen.
Wenn wir zurückblicken, fühlt sich der Anfang des Jahres 2020 nahezu unwirklich an, als wäre es Jahre her. Geht es euch ähnlich? Alles wirkt noch so normal, so irreal. Aline macht einen Städtetrip nach New York, Luise zieht nach und fliegt nach Barcelona. Als sie zurückkehrt, ist plötzlich alles anders. Eine Woche später wäre Fliegen nach Spanien nicht mehr möglich gewesen, Aline musste ihre Wohnungssuche pausieren.
Social Distancing wird ab sofort ein geflügeltes Wort, eine Kampfansage –Dunkel. Dunkel. Wochenende. Dunkel. Dunkel. Feiertag. Oder Aufstehen. Arbeiten. Spaziergang. Dunkel –
So fühlen sich wohl für viele im Frühling 2020 die Wochen an. Sie vergehen einerseits wie im Flug, da kaum etwas passiert und ziehen sich andererseits zäh wie Kaugummi. Zu gern würden wir uns wieder umarmen. Diese neue, kuriose Zeit birgt aber auch Chancen, was Home-Office und Digitalität betrifft oder auch neue Hobbys, die man endlich mal angeht. Eine Sprache lernen oder ein Instrument? Luise setzt beispielsweise endlich ihr Vorhaben in die Realität um, Nähen zu lernen. Aline richtet ihre neu bezogene Wohnung ein und wird, dank Balkon, zur Hobby-Gärtnerin. Für uns beide bedeutet die Zeit zu Hause auch mehr Zeit fürs Lesen und Bloggen. So lesen wir zusammen insgesamt 50 literarische und Sach-Bücher, veröffentlichen 46 Beiträge, davon 24 Rezensionen. Zwei Instagram-Challenges probieren wir aus, bei denen ihr zu unserer Begeisterung sehr aktiv mitmacht und kommentiert: Zum einen unsere Musik-Challenge im Sommer, zum anderen in den letzten Wochen unser Adventsgeblätter, unser erster Adventskalender. Ein besonderer Schwerpunkt begleitet uns zudem seit dem Sommer, die Nachwendezeit, immerhin gab es einige Jubiläen im Zusammenhang mit der Deutschen Einheit.
Hier geht es noch einmal zu unseren Buchtipps vom 03. Oktober 2020, falls ihr sie noch nicht entdeckt habt. Natürlich begleiten uns bei all den gelesenen Büchern besondere Highlights, Überraschungen oder auch Enttäuschungen. Denn eines muss man Büchern lassen, sie geben einem ein Gefühl von Normalität und Beständigkeit, vor allem in solch unglaublichen Zeiten.
Lasst uns gemeinsam zurückblicken, kurz und knapp: wir geben Themen vor und antworten nur in Stichworten:
Zurückgeblätter in Stichworten
1 Liebste Romane?
Luise: Literarisch, erschütternd berührend: Schatten der Welt von Andreas Izquierdo und Offene See von Benjamin Myers
Aline: Zutiefst bewegend: Durch die Nacht von Stig Saeterbakken und dann das sehr unterhaltende und nachdenklich stimmende Im nächsten Leben wird alles besser von Hans Rath
„Im nächsten Leben wird alles besser“ von Hans Rath „Durch die Nacht“ von Stig Saeterbakken
2 Liebste Sachbücher?
Aline: Das einzige auf meiner Leseliste: Steve Jobs von Walter Isaacson
Luise: DDR, biographisch und gleichzeitig wissenschaftlich: Nachwendekinder von Johannes Nichelmann und ein Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest über den Spiegel-Skandal: Tausend Zeilen Lüge von Juan Moreno
3 Ein Buch, bei dem man mehr erwartet hat?
Luise: Longlist des Deutschen Buchpreises, ohne Plot, verwirrend: 1000 Serpentinen Angst von Olivia Wenzel
Aline: „Die Zeit des Lichts“ von Whitney Scharer – das Paris der 30er hat mich nicht abgeholt. (Zum Klappentext)
4 Trauriges, emotionales Buch?
Aline: neben dem oben genannten „Durch die Nacht“ auch Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné
Luise: Generationenübergreifend, über Zusammenhalt: Dankbarkeiten von Delphine de Vigan
5 Erheiterndes Buch?
Aline: Lachen, Weinen, Stirnrunzeln, alles nahe beieinander in dem Roman Brüste und Eier von Mieko Kawakami
Luise: Musikalisch, witzige Wortkreationen: Take That von Anja Rützel
6 Genreunbekanntes Buch?
Luise: Historischer Roman, Backlist-Titel: Bücherdiebin von Markus Zusak
Aline: Das Theaterstück Der gute Mensch von Sezuan von Berthold Brecht
Simone Meier: Die Autor*innen-Überraschung von Aline Luises Autorin 2020: Delphine de Vigan
7 Autor*innnenüberraschung?
Aline: Simone Meier hat mich mit ihrem Roman „Kuss“ aus dem schweizerischen, unabhängigen Buchverlag Kein & Aber durch ihre schonungslose Ehrlichkeit und Klarheit begeistert.
Luise: Traurige, schwere Themen und ein mitreißender,, leichter Sprachstil, das beides kann Delphine de Vigan vereinen.
Vorgeblätter: Ausblick auf 2021
8 Was wird unser neuer Themen-Schwerpunkt für den Blog sein?
Luise und Aline: Wir haben uns dazu entschieden, wieder einen Schwerpunkt für das neue Jahr zu setzen, aber diesmal weniger inhaltlich, dafür mehr strukturell: Nachdem wir euch bei Instagram die Kategorien – Debütautoren oder Unabhängige Verlage – zur Wahl gestellt haben, habt ihr euch für letztere entschieden. Wir planen daher, euch kommendes Jahr monatlich mindestens einen neuen, unabhängigen Verlag vorzustellen und haben schon fleißig Verlagslisten und Vorschauen gewälzt. Wir freuen uns, damit auch einmal mehr kleineren Verlagen und auch unbekannteren Autor*innen eine Plattform zu bieten.
9 Auf welches Buch/ welche Bücher freust du dich besonders bzw. bist du am meisten gespannt?
Luise: Ich bin sehr auf die Bücher vom Ecco Verlag gespannt, ein neuer Verlag, der ab März sein erstes Programm veröffentlichen wird. Das Besondere daran ist, dass das Imprint vom Harper Collins Verlag ausschließlich Autorinnen verlegen wird und ausschließlich Verlagsmitarbeiterinnen beschäftigt. Die Themen sind emanzipiert, modern und genderorientiert.
Aline: Ich bin sehr gespannt auf die Entdeckungen, die wir im Rahmen der unabhängigen Verlage machen werden. Schon von den ersten zwei Büchern die ich gelesen habe, war ich begeistert und freue mich auf die, die da noch kommen werden. Die erste Rezension im neuen Jahr, die nächste Woche erscheinen wird, wird dabei schon mein erstes Highlight sein.
Und zu guter Letzt, jeweils ein Vorsatz, der Off-Topic ist?
Aline: Ich bin eher nicht so der Vorsatztyp, wünsche mir aber mehr Platz für Kreativität und insbesondere handwerkliche Sachen zu erlernen. Da wartet zum Beispiel noch ein altes Lattenrost darauf, in ein Regal umgewandelt zu werden. Ein DIY-Set für eine Makramee-Blumenampel habe ich mir darüber hinaus als Ansporn besorgt und werde so die Zeit bis ins Frühjahr, und man wieder mehr draußen verbringen kann, überbrücken.
Luise: Ich habe die zweite Lockdown-Zeit genutzt und habe begonnen, an einer eigenen Kurzgeschichte zu schreiben. Ich würde gerne 2021 an meinem Projekt dranbleiben und insgesamt mehr kreativ schreiben.
Unser Fazit: Auf ein aufregendes Jahr 2021, was einfach besser werden muss!