Was kommt danach? – eine Rezension zu „Betreff: Falls ich sterbe“ von Carolina Setterwall

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Ohne viel Umschweife stolpere ich in eine Rezension hinein, die mir viel abverlangen wird. Denn ich halte ein unglaublich emotionales Buch in der Hand: Ein Buch, welches sich mit dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen auseinandersetzt und wie die zurückgebliebenen damit umgehen. Erschienen ist es erst vor kurzem und da die Tage draußen nun wieder dunkler werden, passt das Motiv des Buches meiner Meinung nach gut hinein, in diese langen und manchmal tristen Herbst und Wintertage die vor uns liegen.

„Betreff: Falls ich sterbe“ von Carolina Setterwall erschienen bei Kiwi 07/2021 (Übersetzt von: Susanne Dahmann)

„Betreff: Falls ich sterbe“ von Carolina Setterwall

Inhalt

Carolina – Protagonistin und überforderte Mutter eines Babys, bekommt eines Tages von ihrem Lebensgefährten Aksel eine Mail mit dem Betreff: „Falls ich sterbe“. Der Inhalt ist eine detaillierte Auflistung seiner Passwörter und anderer praktischer Dinge für den Fall seines Ablebens. Carolina ist über die Mail empört, schließlich sind beide erst Anfang dreißig. Fünf Monate später findet Carolina nach einer schlaflosen Nacht, die sie im Zimmer ihres Babys verbracht hat, Aksel tot in dem gemeinsamen Bett. Eine spätere Autopsie wird ergeben, dass er an einem Herzanfall gestorben ist. In zwei gegenläufigen Erzählungen erzählt Carolina in den folgenden Kapiteln, wie sie Aksel kennenlernt hat, sich in ihn verliebte und wie sie ihre Beziehung aufbauen. Diese ist mit Sicherheit nicht immer ganz einfach. Carolina ist eher die extrovertierte und unternehmenslustige. Aksel hingegen jemand, der bis zur Erschöpfung arbeitet, aber darin seine Erfüllung findet. Carolina ist die treibende Kraft hinter dem Wunsch eines gemeinsamen Kindes. Die Beziehung bei dessen Geburt scheint dann nicht mehr die stabilste zu sein. In dem gegenläufigen Erzählstrang durchlebt Carolina den plötzlichen Tod von Aksel, die sich anschließenden Phasen der Trauer und wie sie beginnt, sich mutig wieder zurück in ihr Leben zurück zu kämpfen. Im zweiten Teil des Romans begleitet man als Leser:in Carolina bei der Trauerbewältigung, die eng durch Freund:innen und unterschiedliche Therapeuten begleitet wird. Aus der extrovertierten Carolina wird eher eine introvertierte Person, die viel Zeit zu Hause mit dem Baby verbringt und sich beinahe an diesem festklammert. Dennoch kommt mit der Zeit ein Punkt, an dem Carolina beginnt ihr Herz wieder zu öffnen…

Kritik

Perspektivisch durchläuft man als Leser:in nach einem Kapitel der Freude, ein Kapitel der Trauer. Haben sich Carolina und Aksel zum Beispiel im Kapitel „April 2009“ auf einer Party kennengelernt, ist das folgende Kapitel mit „Oktober 2014“ betitelt und zeichnet die Stunden nach, in denen Carolina Aksel tot aufgefunden hat. So erlebt man als Leser:in die Beziehung in jeder Phase. Lernt die Charaktere Carolina und Aksel mit ihren Eigenarten, Stärken und Schwächen sehr genau kennen. Erfährt von ihren Beziehungsproblemen und wie nach und nach der nächste Schritt in der Beziehung gegangen wird. Erst das Zusammenziehen, dann eine Katze und schlussendlich das Baby. Carolina ist dabei stets die treibende Kraft, erscheint aber dennoch öfters unzufrieden und dadurch könnte ihr Charakter einem fast ein wenig auf die Nerven gehen. Wäre da nicht der Gegenpol Aksel, der scheint sehr Bodenständig und lässt das Leben so an sich vorbeiziehen. Große Gefühle wechseln sich von Himmelhoch jauchzend bis hin zum Tode betrübt ab. Die Erzählung von Carolina Setterwall wirkt nie überfrachtet oder emotional überladen. Als Leser:in begleitet man zwei erwachsene und gefestigte Menschen durch die Jahre ihres Lebens und bleibt ständig in der beobachtenden Perspektive. Das ist für mich eine große Stärke des Romans. Stärke zum einen durch eine klare Sprache in Form von angesprochenen Zweifeln an der Beziehung, romantischen Gefühlen und auch dunklen Gedanken, verleitet sie aber in keiner Situation zu einer Beurteilung an der Situation. Gleichzeitig ist es ein unglaublich intensives Buch. Nach dem Tod von Aksel durchlebt man als Leser:in jede Phase der Trauer von Carolina so nahe, dass ich bis ungefähr zur Hälfte des Buches, dieses öfters zur Seite legen musste. Insbesondere in den Momenten, als sich Kapitel mit romantischen Gefühlen, mit Kapitel der stärksten Trauer abwechselten. Der zweite Teil des Romans könnte am ehesten mit Tagebucheinträgen verglichen werden. In diesem Teil wird die Erzählung etwas eintöniger und verliert dadurch ihren Glanz und Stärke. Die Eigenschaften die Carolina zuvor auszeichnen, lassen sie in der Kombination mit ihrer Trauerbewältigung jetzt nervig wirken. Dennoch lohnt es sich, den Roman bis zum Ende zu lesen. Denn am Ende blickt der Hoffnungsschimmer am Horizont, trotz weiterer Herausforderungen im Leben von Carolina.

Fazit

Carolina Setterwalls Roman „Betreff: Falls ich sterbe“ ist ein autofiktionaler Bericht, einer Frau die ihren Partner und Vater des gemeinsam Kindes verloren hat. Das dass nicht immer einfach ist, kann sich wohl jeder denken. Wie es tatsächlich sein kann, erfährt man als interessiert:e Leser:in in diesem Buch. Literarischer Hochgenuss sucht man jedoch vergebens, gleicht das Buch doch eher einer nüchternen Erzählung der Dinge, die in solch einer Situation passieren. Der Roman hat seine Stärken und seine Schwächen. Gleichzeitig hat er mich sehr bewegt und berührt. Zwar waren die langweiligen Momente vorhanden, aber sie waren auch nie zu lange da.

Vielen Dank an den Verlag für die Zurverfügungstellung des Rezensionsexemplares. Dies hat meine Beurteilung zu dem Buch nicht beeinflusst.

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