#wirlesenunabhängig – 12 Bücher aus 12 unabhängigen Buchverlagen

Eine Zusammenfassung zu unserem Schwerpunkt 2021

Verrückt, aber heute wird das erneut verrückte Jahr 2021 enden, das sicher der oder die eine oder andere mit gemischten Gefühlen verabschiedet, oder gar sagt: „Endlich ist es vorbei!“?

Für unseren Blog war es auf jeden Fall ein Jahr der Horizonterweiterung. Es fühlt sich wie gestern an, als wir Ende 2020 die Buchcommunity auf Instagram haben abstimmen lassen, welches Thema wir uns in 2021 schwerpunktmäßig widmen sollen. Denn seit 2020 setzen wir uns jährlich einen thematischen Schwerpunkt. Die meisten Votes hat das Thema unabhängige Buchverlage erhalten, worüber wir uns sehr gefreut haben. Auch uns waren vorher viele unabhängige Buchverlage kaum bis gar nicht bekannt und wir haben viel zu selten unabhängig gelesen. In den letzten 11 Monaten haben wir jeweils ein Buch aus einem unabhängigen Verlag vorgestellt. Die Reise ging von Deutschland nach Österreich und die Schweiz bis hin nach Dänemark und wieder zurück zu uns in den Norden. Das eine oder andere Jahreshighlight war auch dabei, aber das schönste ist wohl: Wir haben ein tolles Programm, abseits des Mainstreams entdeckt und einige Verlage sind fest in unserer Leseliste gelandet.

Zum Abschluss folgt von Luise „Stichling“ aus dem Buchfink Verlag.

„Stichling“ von Florian Schwarz aus dem Buchfink Verlag

Stichling von Florian Schwarz, eine Rezension

erschienen im Buchfink Verlag

August, so heißt der Protagonist in „Stichling“, einem Roman über den ersten Weltkrieg. Das besondere daran ist: August ist nicht nur die Hauptfigur des Buchs, sondern auch der Großvater des Autors.

August entscheidet, als seine Mutter verstorben ist, freiwillig in den Krieg zu ziehen und so seinem Vater zu folgen. So wird August jedoch gleichzeitig seine Sandkastenfreundin und wohl große Liebe Lotte zurücklassen müssen. Es folgen Tage, Wochen und Monate des Kampfes, der Leids und der Angst gegenüber dem Tod, der gleichzeitig Alltag wird. Der erste Weltkrieg gilt als eine Maschinerie des Todes, vor allem durch modernste Waffen, wie Gas, die Macht verleihen, aber zugleich die Menschheit damals überforderten. Diese Waffen wurden der größte Feind, wie der Protagonist am eigenen Leib erfahren wird.

Florian Schwarz zeigt wie der Krieg die Soldaten buchstäblich überrollte, vor allem auch psychisch: waren sie doch naiv mit Euphorie und Heimatliebe selbstbewusst in den Kampf gezogen, um dann das wahre Ich des Krieges zu erleben. Schwarz beschreibt die Gräueltaten des Krieges mit bildgewaltiger Sprache mehr als schonungslos und realistisch, sodass man gebannt dranbleibt, obwohl es einen erschüttert. Mich erinnert das Buch an die bei Lehrer:innen beliebte Schullektüre „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Beide Lektüren sind ähnlich authentisch, als dass der Soldatenalltag anschaulich und bildhaft dargestellt wird, aber zum Teil wirken beide auch ähnlich monoton dadurch. Klar, diese Monotonie kann auch als literarisches Bild betrachtet werden, macht sie immerhin den Krieg aus. Dieser ist jeden Tag gleich, immer deprimierend, immer grausam. Das zeigt Florian Schwarz anschaulich, umfassend. Und dennoch hat mir manchmal mehr noch der Blick in die Seelenwelt des Protagonisten gefehlt, etwas Individuelles, etwas Subjektives, dass dem Roman eine persönliche Note gibt. Vielleicht wollte der Autor aber auch nicht zu viel hinzudichten, um den Erzählungen seines Opas – wie sicher von vielen Großeltern unserer Generation – eine Stimme zu geben. Und das ist dem Autor Florian Schwarz, gleichzeitig auch Verleger des unabhängigen Buchverlags, mit seinem Debütroman sehr gelungen!

Dieses Buch hätte ich wohl übrigens ohne Hilfe von der Lüders Buchhandlung aus Hamburg, nie in die Hand genommen, es war in unserem Surprise Kit „Best Friend“ drin, was wir uns im letzten Lockdown einmal gegönnt haben.

Buchfink Verlag

Florian Schwarz und Susanne Phillipi sind die Verlagsgründer:innen des kleinen, unabhängigen Buchverlags aus Trier.

Der Schwerpunkt liegt auf Kinderbüchern, besonderen Sachbüchern für die ganze Familie und Büchern, die einen Bezug zur Heimatstadt Trier haben. Und wenn eine Idee in Inhalt und Gestaltung überzeugt, schauen die Verlagsmiterarbeiter:innen auch über den Tellerrand und überschreiten die Grenzen von Genre und Format.

„Natürlich heißen wir Buchfink Verlag, weil der Buchfink ein wunderschöner und vor allem ungemein passender Vogel ist. Aber auch, weil der Buchfink nicht der größte Piepmatz auf dem Gartenzaun ist. Denn wir glauben, dass es für jeden komischen Vogel, jeden Exoten und selbst noch für den kleinsten Flattermann eine passende Nische gibt. Irgendwo da draußen. Man muss sie nur finden und sich ein bisschen anpassen – krummes Schnäbelchen hier, bunte Federchen da. Dann wächst man, spannt seine Flügel aus und fliegt.“

#wirlesenunabhängig – 12 Bücher aus 12 unabhängigen Buchverlagen

12 aus 12 – Eine Liste unabhängiger Buchverlage

Januar – „Heldinnenepos“ von Anne Weber aus dem Matthes & Seitz Verlag
Februar – „Als Großvater im Jahr 1927 mit einer Bombe in den Dorfbach sprang, um die Weltrevolution in Gang zu setzten“ von Lothar Becker im Carpathia Verlag
März – „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“ von Bianca Nawrath aus dem Ecco Verlag
April – Rezension und Autorinnenportrait von Simone Meier die bei Kein & Aber veröffentlicht hat
Mai – „Feenstaub“ von Cornelia Travnicek aus dem Picus Verlag
Juni – „Zone“ von John Sauter aus dem Verlag Voland & Quist
Juli – Blogpause
August – „Auwald“ von Jana Volkmann aus dem Verbrecher Verlag sowie „Iva Atmet“ von Amanda Lasker-Berlin aus der Frankfurter Verlagsanstalt
September – „Eigentlich wollte ich keine Kohlrüben kaufen“ von Anders Haahr Rasmussen aus dem Nord Verlag
Oktober – „Bären füttern verboten“ von Rachel Elliott aus dem Mare Verlag
November – „Nur eine kleine Insel“ von Jamaica Kincaid aus dem Kampa Verlag
Dezember – „Stichling“ von Florian Schwarz aus dem Buchfink Verlag

Fazit

In diesem Sinne: Auf ein frohes Jahr 2022, das neue Buchschätze bereithalten wird, aber auch wieder ein Schwerpunktthema auf unserem Blog. Das Geheimnis, welches es diesmal sein wird, lüften wir allerdings erst nächstes Jahr.

Bis dahin einen guten Rutsch von uns, Luise und Aline!

Welche unabhängigen Buchverlage kennt ihr noch? Und welches ist euer Lieblingsbuch aus einem unabhängigen Buchverlag? Verratet es uns wie immer gerne hier oder auf Instagram!

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