James Bowens: Bob, der Streuner. Die Katze, die mein Leben veränderte (2013) (Bastei Lübbe)
Ich selbst bin mit Katzen aufgewachsen. Nach der positiven Resonanz in den Medien und von Bekannten, stand die Lektüre schon seit Längerem ganz oben auf meiner Leseliste. Letztes Jahr erschien der Film dazu, sodass Bob wieder in aller Munde ist und ich an mein Vorhaben lautstark erinnert wurde. Vor Kurzem habe ich das Buch ausgeliehen bekommen und die Chance ergriffen.
Der Roman „Bob, der Streuner“ hat mich von Beginn an begeistert. Es ist zum einen unterhaltsam geschrieben und als Tierfreund könnte man den kleinen Kater am liebsten die ganze Zeit knuddeln. Zum anderen hat die Geschichte nach wahrer Begebenheit auch eine ernsthafte, gesellschaftskritische Seite. Denn es handelt nicht nur von der Katze Bob, sondern auch von James, dem Herrchen von Bob. Zu dem Zeitpunkt der ersten Begegnung mit dem rothaarigen Kater arbeitet er als Straßenmusiker und ist auf Drogenentzug.
Inhalt
Im Frühjahr 2007, auf dem Heimweg zu seiner kürzlich bezogenen Sozialwohnung, entdeckt James Bowen einen kleinen sichtlich geschwächten und verletzten Kater im Treppenhaus. James zögert, den Kater sofort bei sich aufzunehmen. Dieser könnte jemandem gehören, zumal sich der Straßenmusiker auf den Straßen Londons geradeso selbst über Wasser halten kann. Nach ein paar Tagen ohne Informationen über einen Besitzer beschließt James den Kater vorerst bei sich aufzunehmen, solang dieser wieder gesund und bei neuen Kräften sei. Das letzte zusammengekratzte Geld investiert er in Medikamente für seinen Schützling. Der rothaarige Kater hat es ihm sichtlich angetan. Ein Glück hat auch dieser sich seine neue Heimat ausgesucht. Als der Kater wieder gesund und munter umhertappst, lässt er sich nicht abschütteln. Bob wählt James als Herrchen und als Familie. Er folgt dem Straßenmusiker seitdem auf Schritt und Tritt, auch täglich zur Arbeit nach Convent Garden in London. Entweder mit Leine oder direkt auf der Schulter begleitet Bob sein Herrchen. Wider Erwarten ist Bob nicht das Ende seiner Existenz, sondern im Gegenteil: Dank des Katers bekommt James sein Leben immer mehr in den Griff. Er verhilft ihm dazu, neuen Mut zu schöpfen. Er gibt ihm nicht nur Aufmerksamkeit und tierische Liebe, sondern Bob ist es, der die Leute auf der Straße wie ein Magnet anzieht. Die Münzen im Gitarrenkasten des Straßenmusiker klimpern wie nie. Außerdem gibt er dem ehemals Heroin abhängigen Obdachlosen eine neue Verantwortung. Dieser muss für seinen tierischen Freund und bessere Hälfte da sein, was dazu führt, dass sein Leben gänzlich auf den Kopf gestellt wird – zum Positiven. James schaft es clean zu bleiben und setzt auch die Ersatzdroge Methadon langsam ab. Außerdem muss er sich mit seiner Vergangenheit und Kindheit auseinandersetzen, aber auch mit seiner Zukunft. Wie bekomme ich täglich genug Geld für mich und Bob?
Kritik
Bewegend beschreibt James Bowen die Erlebnisse und Erfahrungen mit seinem neuen besten Freund. Bob wird sein ein und alles.
Auf den ersten Seiten des Buches gewinnt man etwas Eindruck, es könnte sich hauptsächlich um die Geschichte eines Mannes handeln, der seine Katze rettet und sie lieb gewinnt. Punkt. James Bowen beschreibt jedoch auch realitätsnah das Leben auf der Straße. Es lässt einen selbst darüber nachdenken, wie ungewiss das Leben manchmal sein kann. Obdachlosigkeit ist nicht unbedingt frei gewählt, sondern kann auf Schicksalsereignissen beruhen. Vor allem in einer Metropole wie London, wo Freund und Feind nah beieinander wohnen, kann das Arbeiten und Leben auf der Straße ein hartes Unterfangen sein.
Das Buch liest sich wie eine Autobiographie von einem Pärchen, dass ungleicher nicht sein könnte und dennoch seelenverwandt ist. Auch wenn Bobs Vorgeschichte unbekannt bleibt, so scheint er wie sein Herrchen von der Straße zu kommen. Sie sind beide Streuner.
Fazit
Alle lieben Bob. Auch als Leser beginnt man ihn zu lieben. Mir gefällt an der Geschichte, dass Erlebnisse mit dem Kater verbunden mit Hintergründen der Vergangenheit und Gedanken von James erzählt werden. Das Buch ist also nicht nur eine empfehlenswerte Lektüre für Katzenliebhaber und Tierfreunde im Allgemeinen, sondern auch für diejenigen, die gern Geschichten lesen, die auf wahren Begebenheiten basieren und die gesellschaftliche Realität abbilden. Es ist jedenfalls kein Wunder, dass die Geschichte über Bob ein Bestseller wurde und es nun letztendlich auch ein Film von ihm gibt.
Auch spannend:
Es gibt Fortsetzungen:
Bob und wie er die Welt sieht. Neue Abenteuer mit dem Streuner (2014).
Ein Geschenk von Bob. Ein Wintermärchen mit dem Streuner (2014)
Alle lieben Bob. Neue Geschichten vom Streuner (2015)
Originaltitel zu Bob, der Streuner: A Street Cat Named Bob (2012).
Der Film: Bob, der Streuner (2016)