Die Philosophie des alltäglichen Wahnsinns, eine Rezension zu Horst Evers‘ neuen Buches

„Der kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex “ von Horst Evers (01/2017), rowohlt Berlin Verlag

In meinem Studium musste ich mich des Öfteren mit Immanuel Kant auseinandersetzen: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ – der kategorische Imperativ ist mir daher mehr als vertraut.

Der Titel des Buches von Horst Evers sprach mich unmittelbar an, als mir das Buch erstmals in der Buchhandlung begegnete. Ein Buch, dessen Titel auf die Moralphilosophie Kants anspielt und das auch noch auf solch humorvolle Weise, machte mich neugierig. Es versprach schon einen gewissen intelligenten Humor, der auch mal ironisch und sarkastisch sein kann. Ob Horst Ebers selbst immer so konsequent moralisch handelt, ist zwar zu hinterfragen, doch wäre er dann auch nur halb so komisch. Kant war bekanntlich ja eher ein Einzelgänger.

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Ideale Lektüre für einen entspannten Sonntag!

Inhalt

In Kurzgeschichten beschreibt Horst Evers witzige Szenen aus dem Alltag, vornehmlich aus Berlin. Die Namen der Kapitel mit passenden Zitaten zu Themen der angewandten Ethik, wie das Handeln oder Entscheiden des Menschen, bilden die philosophische Komponente des Buches: „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe“. (René Descartes, Zitat zum Kapitel „Das Vertun“)

Die Geschichten wirken weitestgehend wie persönliche Erlebnisse vom Autor selbst beziehungsweise scheinen in seinem eigenen Bekannten- und Familienkreis geschehen zu sein. Zumindest beschreibt Horst Evers die Geschehnisse in diesem Stil.  Doch manchmal wirken die Geschichten wiederum so ins Lächerliche gezogen bis gar überzogen, dass ich mir nicht sicher bin, ob sie sich wirklich immer so zugetragen haben. Das ist beim Lesen aber gar nicht so wichtig,  denn die Storys zeigen, dass alltägliche Situationen die besten Geschichten schreiben.

So lacht man mit, wenn der Ich-Erzähler über eine rote Ampel fährt, dabei von der Polizei angehalten wird und anschließend einen allergischen Schock einer Bekannten vortäuscht, um keine Strafe zu zahlen. Ein weitere lustige Begebenheit, die ihm geschieht, ist als er Unterwäsche für seine Tochter im Laden kaufen soll. Er fotografiert die Unterwäsche und redet sich danach bei einer kritischen Verkäuferin beinahe um Kopf und Kragen. Gleichermaßen unterhaltsam, vor allem wohl für die Berliner selbst, sind die Szenen, in denen sich Horst Evers über den BER Flughafen auslässt.

[Gekürztes Zitat]: „Als im Jahr 2013 mein letzter Geschichtenband erschien, haben wir lange diskutiert, ob wir die Geschichten zum Flughafen Berlin Brandenburg mit ins Buch nehmen sollten. Wir hatten Angst, bis zum Erscheinungstermin könnten sich dort alle Schwierigkeiten in Luft aufgelöst haben. Diese Furcht ist längst verflogen.“  (S. 184-185)

Der Berliner Autor hatte allerspätestens jedoch mein Herz erobert, als er mal fern ab von Berlin auch von einer Begebenheit aus meiner Heimat Sachsen-Anhalt erzählte und dabei das langjährige Motto des Bundeslandes  „Wir stehen früher auf “ auf die Schippe nimmt.

Kritik

Horst Evers hat eine solche humorvolle Art, die einem fast in jeder Zeile und in jedem Kapitel zum Schmunzeln oder ein gar lautes Loslachen entlockt. Die Geschichten haben denjenigen ironischen Humor, den ich mir anfangs von dem Buch versprochen habe. Ich wurde also von dem Buch nicht enttäuscht. Zwar hatte ich mir vorgestellt, dass mehr Zusammenhänge zu philosophischen Themen und klassischen Philosophen hergestellt werden, hingegen ist die Idee, Alltagskomik in hoch philosophische Kapitel zu verpacken, genauso genial – wenn nicht noch genialer, um so jeden auf humorvolle Art mitzunehmen.

Durch die Form der Kurzgeschichten werden die Alltagssituationen nicht nur kurz und knackig mit viel Witz beschrieben, sondern lassen sich genauso wunderbar in jeder Lebenslage lesen. Die fünf Minuten U-Bahn-Wartezeiten werden für den gestressten Berliner zum Beispiel wie im Flug vergehen. Versprochen! Vielleicht ergibt sich ja dank des Umstands, in ein Buch vertieft zu sein, dann sogar noch die eine oder andere komische Begebenheit – und falls es peinlich werden sollte: Keine Sorge, da jeder andere auf sein Smartphone schaut, werden das sicher kaum welche mitbekommen – Falls doch, werdet ihr womöglich die Ehre haben, dass Horst Evers vor Ort ist und demnächst über euch schreiben könnte.

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Widmung von Horst Evers auf der LBM 2017

Fazit

Zum einen lege ich das Buch jedem Berliner nahe, da man die Witze über die Berliner Schnauze im Alltag und über das Stadt spezifische Chaos bestens nachempfinden kann. Zum anderen ist das Buch natürlich nicht nur etwas für Berliner, da den täglichen Alltagswahnsinn bekanntlich jeder kennt. Die Geschichten erzählt Horst Evers auf eine intelligente Art und Weise, indem er bei dem humorvollen Bericht über die alltäglichen kuriosen Erlebnisse auch Themen des aktuellen Zeitgeschehens mit einer Portion Ironie mit einfließen lässt. Zudem verbindet er geschickt, wenn auch etwas versteckt, einige Handlungen der Kurzgeschichten miteinander.

Ganz glückselig war ich, als ich auch noch während der Lesephase des Buches, Horst Evers auf der Leipziger Buchmesse 2017 live erleben durfte. Wie er meinen Aufenthalt auf der Buchmesse zu einem zusätzlich unterhaltsamen Erlebnis machte, könnte ihr in meinem Messebericht genauer nachlesen. Doch so viel sei verraten, er bewies sein Talent zur Kunst der Situationskomik auf eine ganz charmante Art. Diese Kunst spiegelt sich auch in seinem Buch wider.

Viel Spaß beim Schmökern und Lachen!

Auch spannend:

Mein Messebericht zur Leipziger Buchmesse mit Hort Evers‘ Lesung als Highlight: Sonderzug nach Leipzig Buchmesse

Offizielle Website von Horst Evers

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