Folge dem Herzschlag: Eine Rezension zu „Die Tage ohne dich“ von Elvira Sastre

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Elvira Sastre ist vermutlich vor allem in ihrem Heimatland Spanien einer breiten Masse als Poetry-Slammerin und Dichterin bekannt und hat nun ihren ersten Roman, dem ein Gedichtband folgte, veröffentlicht. Das Erste, titel thesen temperamente (ab Minute 12) sagte in seiner Sendung am 6.3.2022: „Elvira Sastre, 29, Dichterin, Poetry-Slammerin, Feministin, Spaniens neue literarische Stimme. Den Bürgerkrieg, den ihre Großeltern vor über 80 Jahren erlebten, macht sie zum Thema ihres Debütromans. (…) Sastres atmosphärisch dichter Roman erzählt über Liebe in Zeiten des Krieges. Ein Blick zurück – und nach vorn.“. Besonders der spanische Bürgerkrieg als Thema ihres Debütromans „Die Tage ohne dich“ hat mich neugierig gemacht, so das ich nicht lange zögern musste, als der Verlag uns fragte, ob wir das Buch lesen und vorstellen wollen.

„Die Tage ohne dich“, erschienen im Thiele Verlag am 24. Februar 2022

„Die Tage ohne dich“

Inhalt

In zwölf Tagen erzählt der Roman in Rückblenden zwei Liebesgeschichten. In der einen begleiten wir den introvertierten Gael, der als Kunstdozent in einem Atelier als Bildhauer arbeitet. Eines Tages betritt Marta sein Atelier, die als Modell für seine Kunststudierenden stehen soll. Wie ein Blitz beginnt die Liebe sich zwischen den beiden auszubreiten. Die beiden verbringen immer wieder nach dem Kurs gemeinsame Stunden, doch Marta bleibt nie über Nacht und die Beziehung der beiden beginnt sich als schwierig zu gestalten. Ähnlich schwierig wie die Liebe seiner Großmutter Dora, die als Lehrerin in den Zeiten der Zweiten spanischen Republik arbeitet und sich in ihren Schüler verliebt. Diese Liebe ist nicht nur aufgrund des Altersunterschied schwierig und in Gefahr, sondern der Bürgerkrieg und seine Folgen werfen immer wieder seine Schatten auf die beiden. In der zweiten Rückblende erzählt Sastre, wie Dora und ihr Schüler, der den gleichen Namen wie später sein Enkel Gael trägt, zueinanderfinden und sich doch später wieder getrennt werden.

Rezension

„Nur diejenigen, die gegen den Strom schwimmen, werden am Ende ihren Platz finden, denn dort, wo alle sind, ist kein Platz mehr für eine weitere Person. (…) Gael, mein Liebling, hör mir gut zu, denn mit dem Alter kommt die Weisheit: Was du auch tust, finde den Herzschlag darin.“ (S.12) Finde den Herzschlag. In diesem Zitat liegt die Poesie und Romantik des gesamten Buches und gibt damit den Ton an, der auf den weiteren etwas über 300 Seiten erklingen wird. Sastre verbindet die beiden Geschichten ihrer Protagonisten über die Liebe, die zwar nicht vergleichbar, aber doch auf einer anderen Ebene über die Jahrhunderte verbindet. Da ist der junge Gael, der sich nach der Liebe zu Marta verzerrt und beinahe in ihr unterzugehen vermag. Dann ist da Dora, die als junge Frau zunächst nicht ihrem Herzen, aber dann doch dem Herzschlag vertrauen schenkt, diesem folgt und sich für einen viel zu jungen Mann entscheidet. Die eine Liebesgeschichte geht gut aus, die andere weniger. Doch was den Roman ausmacht, ist die Poesie, mit der beide Geschichten erzählt werden. Geschickt werden die Erlebnisse der Großmutter im Spanien der 30er-Jahre zu Zeiten des Bürgerkriegs und der spanischen Republik in die Erzählung eingewebt. Eine entbehrungsreiche und von Angst gezeichnete Zeit, die durch die Liebe von Dora und Gael überzeichnet wird, sodass dieser dann doch etwas an Schrecken verliert. Nach der Dunkelheit kommt Licht, so wechseln sich auch die Kapitel ab, die chronologisch das Entstehen und das Verlieren der Liebe erzählen. Mal erlebt die junge Dora Angst und Schrecken und befindet sich auf der Flucht vor dem Regime. Im nächsten Kapitel begegnet man als Leser:in dem jungen Gael, der dabei ist, sich hoffnungslos in Marta zu verlieben. Nach 320 Seiten hat Sastre ihren Liebesroman auserzählt und lässt die Leserschaft mit klopfenden und vielleicht auch gebrochenen Herzen zurück. Ein Liebesroman, der ohne Klischees, aber dafür mit viel Poesie und Sprachgewandtheit daherkommt.

Fazit

Nur kurz zum Schluss: Am Ende gewinnt doch immer die Liebe, sei sie nun lang oder kurz. Oder wie es der NDR in seiner Rezension so treffend formulierte: „Nur so viel: Wer gerade Liebeskummer hat oder hatte, sollte den viel herbeigerufenen Arzt oder Apotheker gar nicht erst bemühen, sondern als Trostpflaster für die Seele dieses Buch lesen. Oder als Augenöffner für die emotionalen Wunder im Leben. So viele wunderschöne Wörter findet Elvira Sastre für ein seelisches Naturereignis, das doch schon so oft beschrieben wurde.“

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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