Generation Beziehungsunfähig tindert…

Ein Gastbeitrag: Franzi von Briefkastenliebe

Heute gibt es einen Beitrag etwas anderer Art. Franzi vom Blog Briefkastenliebe ist diesmal diejenige, die für meinen Blog ihrer Kreativität freien Lauf gelassen hat. Wir hatten eine kleine Kooperation, indem ich einen Gastbeitrag für ihren Adventskalender verfasst hatte: Beziehungsstatus: Ich muss keine Weihnachtsgeschenke kaufen. Nun folgt Franzis schöner Gastbeitrag für Luise blättert auf. Das Thema: Generation Beziehungsunfähig – Es ist in aller Munde. Ich hatte im Sommer auch eine Rezension zum Buch von Michael Nast verfasst. Franzi versucht sich dazu mal empirisch und beleuchtet für euch, ob unsere Tinderellas und Tinderellos des modernen Zeitalters wirklich so beziehungsunfähig sind.

Es ist mir eine Ehre, vielen Dank liebe Franzi! :

 

Zu Weihnachten habe ich Michael Nasts Buch „Generation Beziehungsunfähig“ geschenkt bekommen. Nun mögt ihr denken „auch schon?“, womit ich euch gern Recht gebe. Denn zugegeben, bedingt durch die Lesetour von Michael Nast, welche wohl im vergangenen Jahr jeden Ort der Bundesrepublik erreicht haben dürfte, ist das Thema schon ein wenig von gestern. Aber ist dem wirklich so?

Für jemanden wie mich, der quasi täglich neue Tindergeschichten von Freundinnen erfährt, ist die Thematik der Beziehungsunfähigkeit omnipräsenter denn je. Ben ist ein Freak, Tom wollte nur Sex, Jan hat einen seltsamen Fetisch und Marc schreibt einfach nicht mehr zurück. Das sind die Geschichten, welche wohl nur der Datingdschungel schreiben kann. Und so lese ich aktuell nur zu gern im Werk von Michael Nast. Fortwährend muss ich schmunzeln und kann ihm schlichtweg nur beipflichten: Wir sind ganz schön verkorkst.

Generation Beziehungsunfähig mal empirisch untersucht
am Fallbeispiel Tinder

Apps wie Tinder oder schlichtweg das Dating 2.0 haben unser Leben schon ganz schön revolutioniert. Und dabei empfinden wir genau jenes Gefühlschaos, welches Michael Nast in seinem Buch so schön umschreibt. Dating per App hat unseren Alltag erleichtert und zugleich verkompliziert. Wie im Online-Shop steht uns 24/7 das unglaubliche Angebot zur Verfügung. Wir haben stetig die Wahl. Unser Streben nach der Perfektion unseres Partners wird von den idealen Ressourcen begleitet und somit auf eine neue Ebene katapultiert. Doch wir dürfen eines nie vergessen: Perfektion ist ein Zustand, den man nie erreichen kann. Und genau das ist die Krux, welche auch das Buch „Generation Beziehungsunfähig“ oftmals mahnend hervorbringt: Wir müssen uns mit diesem neuen Angebot erst einmal sozialisieren. Wir müssen lernen, trotz Überangebot die Realität nicht aus dem Auge zu verlieren und einen Fokus behalten.

Wenn ich mich mit Freundinnen über die Suche nach einem potentiellen Partner unterhalte, so schwingen hierbei oftmals viele Sorgen mit. Geht man auf die 30 zu, wird auf einmal alles komplizierter. Unsere Ansprüche verändern sich. Auf einmal steht nicht nur die Suche nach einem Seelenverwandten im Mittelpunkt, sondern es ist zugleich die Suche nach dem Vater der geplanten Kinder und dem Mann, mit dem man sich wirklich eine Zukunft schaffen möchte. Hohe Ansprüche an eine App, welche so oft auch einfach von vergebenen Männern genutzt wird, um ihren Marktwert auszuchecken.
Hat das Ganze folglich überhaupt eine Chance? Ich glaube schon, denn wenngleich wir online noch viel mehr Frösche aussortieren müssen, als es vielleicht per analogem Dating der Fall wäre, so möchte ich noch immer daran glauben, dass die Innovationen des Datings auch etwas Gutes an sich haben. Und zu meinem großen Glück kenne ich auch bereits einige Freundinnen, bei denen es per Tinder tatsächlich geklappt hat. Und das auf skurrilstem Wege. Denn meine Freundin Bea tinderte aus lange Weile während des Oktoberfests. Grund für ihren Weg ins Online-Dating war zum einen ihr Umzug nach München und zum anderen ein verregneter Freitagabend, an welchem sie auf meine Ankunft aus Köln warten musste.
„Und darum geht es: sein Leben nicht zu verschwenden,
denn wir haben nur eins“

Wisch, Wisch – und schon hatte sie kurz nach Download der App mehrere Matches. Unter anderem mit Erik. Sie schrieben das ganze Wochenende und auf mein Anraten, nicht allzu lang mit einem Date zu warten, trafen sich die beiden bereits am Sonntagnachmittag nach meiner Abreise. Sie gingen essen und er lud sie auf einen Lasagne ein. Ihr Feedback nach diesem Date an mich lautete: „Es war wirklich lecker. Er ist recht dünn und hat seine Lasagne nicht mal aufgegessen. Ich fühlte mich schlecht, denn mein Teller war leer.“ Irgendwie klang diese Nachricht nicht so wirklich positiv. Aber Erik hatte schlussendlich doch mehr Potential und so bewies er während der kommenden Dates, dass er durchaus sein Essen verspeisen kann. Tja und wie das dann so ist: Es hat gepasst, gefunkt und nach inzwischen einem Jahr Beziehung suchen die beiden seit neustem nach einer gemeinsamen Wohnung.

Ihr seht, es gibt eine realistische Hoffnung. Man muss nur wissen, dass man mit Tinder sorgsam umgehen und vor allem, dass man die App bei Erfolg auch wieder deinstallieren sollte. Denn dann kann es klappen und man kann fabelhafte Geschichten schreiben, die zeigen, dass wir vielleicht doch nicht alle „Beziehungsunfähig“ geworden sind.
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Du möchtest gern weitere Tindergeschichten lesen? Dann schau gern mal auf http://briefkastenliebe.com/ vorbei.
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Über Briefkastenliebe:

Briefkastenliebe, das ist Franzis kleine postverliebte Hommage an das Leben. Ich schreibe über das, was mir begegnet, schöne Orte und all jene Herzmomente, die mir so widerfahren. Was in Köln begann wird seit vergangenen Sommer in Berlin fortgeführt und beschäftigt sich mit Cafés, Tinderdates & allerhand Geschichten aus dem Nähkästchen.

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