Eine Weltreise ins eigene Ich – Rezension zu „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky

Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (2003)

(dtv Verlag)

Original: „The why are you here Café“

Inhalt

Wie es immer so ist. Der Originaltitel trifft es meist mehr auf den Punkt.
Denn „The why are you here Café“ verrät bereits mehr über den Kern der Geschichte. Gleichnamig wie der englische Titel heißt auch das Café. Auf dieses stößt der Protagonist mitten in der Nacht eher zufällig. Er will in den Urlaub reisen, gerät aber in einen meterlangen Stau und möchte diesen auf einer Umgehungsstraße umfahren. Dabei verfährt er sich jedoch und landet irgendwo im Nirgendwo. Dort entdeckt er das besagte Café. Sein Hunger treibt ihn rein und lässt ihn auch unvermittelt auf die Karte schauen.

Neben verschiedenen Leckereien, stehen dort auch Fragen geschrieben. Eine darunter “ Warum bist du hier?“ Mehr als ein: „,… weil er Hunger hat“, kann sich John gedanklich aber anfangs nicht als Antwort vorstellen. Vielmehr fragt er sich, in was für einem Café er eigentlich gelandet ist. Es hat etwas Kurioses an sich. Die Kellnerin und der Koch wirken für ihn befremdlich, nahezu zu freundlich. Die Kellnerin Casey fragt bereits zu Beginn ihren Gast nach seinem Befinden, der Koch winkt stürmisch aus der Küche und stellt sich persönlich vor. Sie scheinen beide Gedanken lesen zu können und die Frage „Warum bist du hier?“ auf der Karte verändert sich scheinbar, sobald John länger auf die Karte schaut. Plötzlich steht da:  „Warum bin ich hier?“.

Was hat es mit dem Café auf sich?

Durch Denkanstöße bringen die beiden Mitarbeiter des Cafés ihre Gäste dazu, über ihren persönlichen Sinn des Lebens nachzudenken. Man soll sich fragen, ob man für sich persönlich das Richtige tut. Was ist der eigene Zweck des Lebens? Lebt man persönlich für den Moment und tut etwas, was einem besonders gefällt und gut tut? Lebt man vielleicht doch eher nur für die Zukunft, in der man endlich mal tun könne, was man möchte?

Kritik

Die Sympathie der Kellnerin Casey und des Kochs Mike stecken förmlich an. Man beginnt sich die Fragen beim Lesen der Geschichte selbst zu stellen. Was ist mein persönlicher Sinn, warum bin ich „hier“ auf der Welt? Wenn ich mir die Frage beantworten kann, wie kann ich den Sinn meines Daseins verwirklichen? Die Atmosphäre des Cafés wird vom Autor bildhaft beschrieben und durch gezeichnete Illustrationen hat man noch mehr das Gefühl, selbst da zu sein. Die Fragen haben nicht mehr diesen esoterischen Anschein, der anfangs entstehen könnte, sondern man lässt sich von ihnen mitnehmen. Nur mit der Zeit wiederholen sich die Fragen leider öfter und die Geschichte verliert sich etwas darin.

So viel lass gesagt sein: Man bekommt Lust auf ein Frühstück mitten in der Nacht, das man gemeinsam mit John verschlingen könnte und man hat plötzlich Fernweh. Und man möchte mit Casey und einer Meeresschildkröte durch’s Wasser schwimmen. Was es damit auf sich hat, was mit den Protagonisten passiert und welche Fragen noch gestellt werden, solltet ihr selbst lesen.

Das Buch ist immer noch Bestseller und es gibt mittlerweile auch eine empfehlenswerte Fortsetzung. Denn diese scheinbar so subtile philosophischen Fragen nach dem eigenen Sinn des Lebens stellt sich sicher jeder mindestens einmal im Leben. Die Geschichte ist also nicht nur eine Reise in ein Café am Rande der Welt, sondern auch eine Reise zum eigenen Ich. Es ist die Reise zu einem eigenen Lebensziel, dessen Weg die Frage „Warum bist du hier?“ sein könnte.

Fazit

Wir sollten vielmehr im Jetzt leben und öfter die Dinge tun, die unseren Leidenschaften entsprechen. Hingegen sollten wir nicht auf einen unbestimmten Punkt x hinarbeiten, an dem wir mal mit viel Geld und Zeit unseren Leidenschaften nachgehen können. Das ist eine schöne Botschaft des Buches, welche ich für mich mitgenommen habe. Es ist gleichzeitig ein guter Vorsatz fürs neue Jahr.
Wie sieht’s mit euren Vorsätzen aus? Was sind eure Leidenschaften? Meint ihr einen persönlichen Zweck eures Lebens schon gefunden zu haben?

Literatur:

John Strelecky: Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens, übers. aus dem Engl. Bettina Lemke, 2016 München, 23. Auflage.
John Strelecky: Wiedersehen im Café am Rande der Welt. Eine inspirierende Reise zum eigenen Selbst (Dt. Erscheininung 2015).

2 Gedanken zu “Eine Weltreise ins eigene Ich – Rezension zu „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky”

  1. Toller Beitrag, meine Liebe! Das Buch habe ich kürzlich im öffentlichen Bücherschrank unserer Stadt gefunden und mitgenommen. Weiß noch nicht, wann ich dazu komme, es zu lesen, aber ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt darauf 🙂

    Ich habe dieses Jahr keine wirklichen Vorsätze und kann mich nicht erinnern, mir in den letzten Jahren welche vorgenommen zu haben… Ich bin der Meinung, das jeder Tag das Potenzial hat, sein Leben zu ändern und dass man dafür kein bestimmtes Datum braucht. Sich an ein bestimmtes Datum zu klammern hemmt nur, finde ich. Aber indirekt habe ich natürlich den Vorsatz, mein Examen gut hinter mich zu bringen 🙂

    Liebste Grüße
    Jacy

  2. Liebe Jacy,

    ich hoffe, dass dir das Buch auch so gut gefällt! Auf jeden Fall ist die Geschichte kurzweilig und so ein dünnes Heftchen liest sich ja quasi förmlich so weg.

    Man muss nicht immer Vorsätze haben, umso weniger wird man dann auch von sich selbst enttäuscht, sage ich mir immer. Man kann sch aber öfter darüber Gedanken machen, was man im Leben wirklich will.

    Gerade nach deinem Examen wird das sicher spannend für dich. Da ist das Buch womöglich genau das Richtige 🙂
    Mit deinem Blog machst du schon mal gar nicht viel falsch, im Gegenteil: Er gefällt mir sehr gut!

    Liebe Grüße
    Luise

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