Ein Roman über Bücher (2014)
Der eine oder andere kann sich sicher an diese alten Gruppen zu Zeiten von StudiVZ erinnern: Eine Gruppe träfe immer noch wunderbar auf mich zu: „Zu viele Bücher, die ich gern lesen möchte.“ Sobald ich ein Buch lese, denke ich parallel schon darüber nach, welches ich als nächstes verschlingen könnte oder noch unbedingt lesen müsste – vom Klassiker bis hin zur Neuerscheinung, vom Bestseller bis hin zum Außenseiter meiner beliebten Genres oder Lieblingsautoren, von Empfehlungen bis hin zu Büchern, die einfach spannend klingen.
Anstatt zum zigsten Mal die Timeline bei Facebook und Instagram durchzuklicken oder festzustellen, dass immer noch keine neue Nachricht auf dem Handy blinkt, sollten wir öfter das Handy einfach weglegen. Sicher kennt ihr auch die Situation, wenn plötzlich keine Verbindung zum Internet hergestellt werden kann? Plötzlich stehen wir da als Opfer des 21. Jahrhunderts und stellen fest: Es muss auch ohne Internet gehen und dann entdecken wir die Welt und erinnern uns, welche Bücher wie eben mal lesen könnten.
Bücher geben einem die wunderbare Möglichkeit, sich über verschiedenste Themen Gedanken zu machen und sich dabei selbst zu reflektieren. Im Nachhinein geraten aber leider all die Gedankengänge schnell wieder in Vergessenheit. Deshalb habe ich mir nun fest vorgenommen, euch monatlich immer mindestens eine Buchempfehlung vorzustellen. Ich möchte euch damit ein paar Inspirationen und damit Alternativen zum Handy und Internet geben ;-). Lasst uns mehr lesen!
Passend dazu stelle ich euch ein Buch vor, welches dem Buch lesen selbst gewidmet ist:
Das Papierhaus von Carlos María Domínguez
„Bücher verändern das Schicksal der Menschen“ – dieser Satz zu Beginn der Geschichte beschreibt auch den Charakter des Buches sehr treffend. Auf lustige und charmante Weise wird man als Leser von der ersten Seite an in den Bann der Geschichte gezogen. Dieser erste Satz scheint gleichzeitig auch der rote Faden der Geschichte: denn Bücher beeinflussen diese auf eine manchmal unbewusste Weise. Es ist eine Geschichte über Bücher im Buch.
„Schattenlinie“ von Joseph Conrad – Dieses Buch im Buch soll den Ich-Erzähler der Geschichte zu einer Abenteuerreise des Lesens und voller Bücher in seine Heimat nach Lateinamerika führen.
Ursprünglich war dieses Buch an seine ehemalige Kollegin und Geliebte Bluma adressiert. Der Ich-Erzähler übernahm als Professor den Lehrstuhl von Bluma, nach dem die junge Frau bei einem Autounfall ums Leben kam – als sie beim Straße überqueren einen Gedichtband las.
Der Protagonist, dessen Namen man nie gänzlich erfährt, will mehr über das Buch und seine Geschichte erfahren, als es an seinem neuen Lehrstuhl an der Universität in Cambridge abgegeben wird und er eine Widmung von Bluma darin findet. Er begegnet auf der Suche nach dem Sender des Buches leidenschaftlichen bis hin zu nahe fanatischen Buchlesern.
„Die Schattenlinie“ wird eine verhängnisvolle Rolle spielen.
Kritik
In dem Roman „Das Papierhaus“ geht es um das Leben und Überleben mit Büchern.
Domínguez gelingt es, den Leser mitzunehmen. Von Zeile zu Zeile möchte man mehr erfahren, welchen Einfluss die Bücher als nächstes haben könnten und was es letztendlich mit dem Papierhaus auf sich hat. Gleichzeitig scheint man sich als Teil der Geschichte zu fühlen, weil man nicht nur von den Büchern in der Geschichte, sondern auch von dem Buch „Das Papierhaus“ selbst fasziniert ist. Bildlich gesehen, zeigt dieses kleine Büchlein auf einem schmalen Umfang von 88 Seiten mit der Geschichte über Bücher, warum lesen so schön und Bücher so wertvoll sind.
Ein kleiner Kritikpunkt allerdings meinerseits ist, dass in einigen Passagen viele Bücher und Schriftsteller auf einmal, insbesondere auch aus dem spanisch- sprachigen Raum benannt werden. Es erschlägt einen ab und an, gerade wenn einem die Namen nichts sagen.
Fazit
Der Roman ist eine kleine Liebeserklärung an das Phänomen Buch und der perfekte Lesestoff für jeden Buchliebhaber, der gern eins nach dem anderen liest und sich auch das ein oder andere Buch gern ins Wohnzimmerregal stellt. Das Papierhaus ist aber auch etwas für die eher „Lesemuffligen“, die eine spannende Geschichte brauchen, um weiterlesen zu wollen und die von einem 400-Seiten-Wälzer schnell erschlagen werden. Trotzdem kann man behaupten, innerhalb kürzester Zeit gefühlt einen Inhalt von 400 Seiten mit den verschiedensten Facetten des Lesens gelesen zu haben – so gehaltvoll ist das Buch.
Literatur
Carlos María Domínguez: Das Papierhaus, Elisabeth Müller (übers.), Berlin 2014 – Original; “ La casa de papel, Montevideo 2002.
Deutschlandfunk, eine Zusammenfassung (Vorsicht Spoilergefahr)
2 Gedanken zu “Ein Haus aus Büchern, Rezension zu „Das Papierhaus“ von Carlos Mará Domínguez”