Grenzübergreifend: „Kaiserstuhl“ von Brigitte Glaser

Ein zeitgenössisch historischer Roman

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„Kaiserstuhl“ von Brigitte Glaser

Der Kaiserstuhl ist ein kleines Mittelgebirge in Deutschland, welches sich direkt entlang am Rhein an der Grenze zu Frankreich erstreckt. Der Kaiserstuhl bildet auch den Handlungsort des gleichnamigen Romans von Brigitte Glaser. Grenzregionen wie der Kaiserstuhl in Baden-Württemberg oder Elsass-Lothringen bildeten vor allem in Kriegszeiten schnell Angriffsfläche für Machtspiele. Und so waren die Herausforderungen der Nachkriegszeit in der Region auch besondere, als dass man nahezu Haus an Haus mit dem Kriegsgegner lebte und nun friedliche Zeiten angestimmt werden sollten. Eine Mammutaufgabe!

„Kaiserstuhl“ von Brigitte Glaser

Inhalt

Am Kaiserstuhl verlieben sich Henny Köpfer und Paul Duringer kurz nach Kriegsende. Mit dem kleinen Kaspar und der Bäuerin Kätter, auf deren Hof sie wohnen, wachsen sie zu einer Patchwork-Familie zusammen. Es ist keine einfache Zeit, aber auch eine Zeit der Umbrüche, in der man wenig über die Kriegszeit, geschweige denn vor dem Krieg spricht, vor allem nicht das frisch verliebte Paar. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft leitet ihre Liebe. Nur holt die Vergangenheit Henny wieder ein. Sie zieht nach Freiburg und übernimmt als selbstbewusste Frau die Weinhandlung ihres Vaters. Auch Paul kehrt dem Kaiserstuhl den Rücken und beginnt ein unstetiges Leben als Filmvorführer,
Erst 1962 stehen sich Henny und Paul wieder gegenüber und am liebsten würden beide noch einmal davonlaufen. Doch das können sie nicht. Denn Henny ist im Besitz einer alten Champagnerflasche, die Paul im Auftrag des französischen Sicherheitsdienstes sucht. Sie ist an Symbolkraft kaum zu überbieten, sie steht für die Plünderungen der Deutschen in Frankreich und soll dem deutschen Kanzler Konrad Adenauer und dem Präsidenten Charles de Gaulle bei einem Festakt überreicht werden. Es ist nicht irgendein Fest, es ist die Zeremonie rund um den deutsch-französischen Friedensvertrag.

Kritik

Zu Beginn sprach mich vor allem die deutsch-französische Grenze als Roman-Handlungsort durch einen persönlichen Bezug an, indem ich selbst mal ein Jahr in der Region Elsass-Lothringen gewohnt habe. Und ich versprach mir einen sommerlichen Schmöker mit Lokal-Kollorit. Im Laufe des Leseprozesses wurde mir einmal klar, wie besonders dieser Blickwinkel ist, im Hinblick darauf, inwiefern Grenzregionen während der Kriege besonders betroffen sind und so auch die Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in der deutsch-französischen Grenzregion ihren eigenen Regeln folgte. „Ein Bruder der auf den Bruder schoss, noch trauriger konnte das Los eines Elsässers, noch höher der Preis nicht sein, mit dem ein Elsässer den Krieg bezahlen musste.

Durch die verschiedenen Zeitebenen und Beziehungsgeflechte der Protagonsit:innen, die anfangs komplex scheinen, hat man anfangs das Gefühl sich einfinden zu müssen. Der Roman zieht mich dennoch unmittelbar in seinen Sog. Durch den lebhaften Schreibstil der Autorin wurde ich von Beginn an mitgerissen. Aber mir wurde auch schnell bewusst, dass es nicht – entgegen meiner Erwartung – ein einfacher Schmöker wird, sondern Potenzial für einen literarischen Roman hat, der Zeitgeschichte erfahrbar macht. Und so war ich schnell motiviert, mich in die Beziehungsgeflechte durchzufinden.

„Kaiserstuhl“ – Luises Sommerbuchtipp

Während des Lesens spürte ich bereits, dass Brigitte Glaser selbst in dieser Region aufgewachsen ist, da die geschichtlichen Zusammenhänge nicht nur sehr gut recherchiert sind, sondern authentisch wiedergegeben werden. Hier möchte ich auch lobend hervorheben, dass in einem Epilog von der Autorin beschrieben wird, welche Zusammenhänge der Realität entsprachen und welche ihrer Kreativität entsprangen. Das hilft den Lesenden die Zusammenhänge des Romans klarer einordnen zu können.

Fazit

Brigitte Glaser gelingt es, dass ihre Geschichte kaum einer Romangattung zuzuordnen ist. „Kaiserstuhl“ vereint Elemente eines historischen Liebesromans mit politkriminologischen Zügen und ist gleichzeitig ein Roman über eine schicksalshafte Familiengeschichte, wie es sie sicher häufiger so oder so ähnlich in der Nachkriegszeit gab.

Mein Wunsch nach einer spannenden Sommer- bzw. Urlaubslektüre wurde mehr als erfüllt, die über Liebe, aber vor allem auch über Verlust, Trauer und Schuldgefühle spricht. Und deshalb habe ich entschieden, mit diesem Buchtipp aus der Blogpause zurückzukehren.

Ihr habt noch Urlaub diesen Sommer und sucht die passende Lektüre? Ihr seid Frankreich- oder Geschichts-Fans oder Liebhaber:innen historischer Romane? Dann ist dieses Buch genau richtig für euch!

Danke an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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