Der Oktober – ein prallgefüllter Monat zwischen goldenem Licht, ersten Regenschauern und dem Bedürfnis nach Wärme und Rückzug. Aline war in Irland unterwegs, Luise hatte sich eine kleine Auszeit in einer Cabin in der Eifel gegönnt und besuchte Aline endlich wieder in Hamburg. Dort verbrachten wir gemeinsame Tage zwischen Buchhandlungen, langen Gesprächen und gemütlichen Caféstunden.



Aline besuchte außerdem die Lesung von Luca Kieser zu Pink Elephant, ein All Time Favorite. Und Luise war bei der Kinopremiere zu Stiller, nach der Romanvorlage von Max Frisch. Der Film führt die Innensicht des Klassikers in ein bildhaftes, gelungenes Spiel der Verwirrungen. Der Film lebt von der individuellen Interpretation von Wahrheit und Wirklichkeit. Ihr aktueller Kinotipp!
Und natürlich war auch die Frankfurter Buchmesse, samt Verleihung des Deutschen Buchpreises, welche wir diesmal jeweils aus der Ferne beobachtet haben – aber dazu gleich mehr. Denn zuvor noch ein Blick auf unser Schwerpunkt in diesem Jahr: Bücher von der Backlist. In diesem Monat haben wir nämlich den Anbieter Bookbot getestet. Mehr dazu in unserem Beitrag: Liebe auf den zweiten Blick.
Podcast
Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse wurde der Deutsche Buchpreis 2025 verliehen und ging an Dorothee Elmiger mit ihrem Roman: Die Holländerinnen. Wir gratulieren ganz herzlich! Passend dazu dreht sich unsere aktuelle Podcast-Folge rund um den Deutschen Buchpreis. Wir sprechen nicht nur über die Bücher der Shortlist, wie zum Beispiel Die Holländerinnen, sondern auch über das Gewinnerbuch aus dem letzten Jahr und teilen unsere Gedanken zum Buchpreis ganz allgemein.
Natürlich haben wir auch wieder ein Blind Date dabei, mit dem ersten Satz: Nach dem Aufwachen habe ich einen Splitter im Mund. Hat schon jemand erraten, welches Shortlist-Buch dahinter steckt? Es handelt sich um ë von Jehona Kicaj. In ihrem Debütroman schreibt sie über Muttersprache, Sprachlosigkeit, kulturelles Erbe und Traumata im Kosovo-Krieg. Für Aline ist es ein richtiges Herzensbuch geworden.
Im Speed Date empfiehlt Luise: Hey guten Morgen, wie geht es dir? von Martina Hefter. Der Roman hat letztes Jahr den Buchpreis gewonnen und ist für Luise eine leise und zugleich berührende Geschichte über gesellschaftliche Themen unserer Zeit.
**Die Folge wurde vor der Preisverleihung aufgenommen. Hier geht’s zur Folge.



Und was könnte nun besser passen als Alines Rezension zum Gewinnerbuch:
Deutscher Buchpreis 2025: Die Holländeinnen von Dorothee Elmiger
Ein bekannter Theatermacher ruft unsere namenlose Erzählerin an und berichtet ihr von seinem Vorhaben. Es geht um die Konstruktion eines neuen Stücks, das in den Tropen spielt und von den Holländerinnen handelt, zwei jungen Frauen, die während eines Backpacking-Trips in Panama verschwanden. Einige Zeit später bricht sie auf und schließt sich der Theatergruppe an, die sie in die Tiefe des Urwalds ziehen wird. Was nun folgt, ist die Reise der Erzählerin, tief hinein in den Urwald, aber auch tief hinein in das Innere der Menschen, die sie begleiten. Immer weiter gehen deren Erzählungen, durchbrechen mehrere Ebenen, deren Sinn für den ursprünglichen Plot des Romans sich mir leider nicht erschließen konnte. Vermisst habe ich den Bezug zu den zwei jungen Frauen, zu dem Grund, warum die Theatergruppe in Panama ist. Bekommen habe ich von ihnen hingegen Geschichten über bekannte Schauspieler und Ziegen – Anekdoten, die wirken, als würden sie sich ausschließlich um sich selbst drehen, wie die Menschen, die sie erzählen.
Dorothee Elminger hat mit Die Holländerinnen einen konsequent im Konjunktiv geschriebenen Roman veröffentlicht, der sicherlich berechtigterweise auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises steht – der mir jedoch zu anspruchsvoll war und dessen Bedeutung sich mir daher nicht erschließen konnte. Dennoch, oder gerade deswegen, ist sie sicherlich eine heiße Favoritin auf den Gewinnertitel, unsere Daumen sind in jedem Fall gedrückt, auch wenn mich der Roman nicht ganz abholen konnte.
Weitere Bücher – Kurz zusammengefasst
Zwei Frauen, eine lebenslange Freundschaft und die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Tod – darum geht es in Lou Bihls Roman Nicht tot zu sein ist noch kein Leben*. Mit medizinischer Präzision und emotionaler Tiefe erzählt Bihl von Helena und Marlene, deren enge Beziehung durch Krankheit und Sterbehilfe auf eine harte Probe gestellt wird. Ein bewegender, zugleich sachlicher Roman über Freundschaft, Verantwortung und das Loslassen.
In Let’s Talk About Feelings zeichnet Leif Randt das Porträt einer Generation, die Emotionen lieber analysiert als erlebt. Der Roman folgt Marian Flanders durch ein Jahr der Selbstsuche nach dem Tod seiner Mutter und überzeugt mit präziser Zeitgeistbeobachtung, stilistischer Klarheit und leiser Ironie. Ein stilles, elegantes Buch über Trauer, Selbstfindung und die emotionale Distanziertheit unserer Gegenwart.


In Vienna Falling* lässt Fabian Navarro den Wiener Stephansplatz aufreißen – und mit ihm das Leben seiner Hauptfigur Renate, deren Mann plötzlich spurlos verschwindet. Was folgt, ist eine skurril-witzige Mischung aus Krimi, Fantastik und Selbstfindung, erzählt mit viel Humor, Tempo und Wiener Charme. Ein rasanter, unterhaltsamer Roman, der Chaos und Herz perfekt verbindet.
In On the Road* gewährt Ex-Rennradprofi Rick Zabel offene Einblicke in seine Karriere, den Leistungsdruck im Profisport und das Leben als Sohn von Erik Zabel. Dabei lernt Aline viel über Teamarbeit, Doping und die Herausforderungen des Radsports. Ein ehrlicher, spannender Blick hinter die Kulissen, welcher bei der nächsten Fahrradtour nachwirken dürfte.
Oktober heißt Brustkrebsmonat, mit Aktionstagen die Früherkennung, Behandlung und Erforschung von Brustkrebs in den Fokus rücken. Ziel ist es, zu sensibilisieren und Aufmerksamkeit zu schaffen, etwa mit dem Sachbuch-Comic Das Ende der Unversehrtheit* von Dr. Bärbel Grashoff und illustriert von Marie Luisa Kerkhoff. Wertvoll fand Luise vor allem auch die Tipps zur Vorsorge. Wir hoffen sehr, dass dieses Buch seinen Weg in jede Frauenarztpraxis findet.


Luise empfiehlt außerdem zum 30-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit das Hörbuch Ost*West*frau*, das feministische Perspektiven aus Ost und West vereint und mit Klischees aufräumt. Die Anthologie zeigt, wie Herkunft, Gesellschaft und persönliche Erfahrungen Identität prägen. Eine berührende, vielschichtige Momentaufnahme über Zusammenhalt trotz Unterschiede. Herausgegeben von Franziska Hauser und Maren Wurster.
Und passend zu Halloween haben wir euch unsere ultimativen Buchtipps verraten, die auch weiterhin sehr gut zur Herbstatmosphäre mit Kamin, Kürbissuppe und Chai Latte passen:



Belletristik und Neuerscheinung: A Dark and Secret Magic von Wallis Kinney
Sachbuch und Backlist: Hexen von Marion Gibson
Wir wünschen euch schöne Lesestunden!
*Rezensions-/Leseexemplare
