Über den Tellerrand: Fremdsprachige Literatur

Zu unserem Schwerpunktthema „Über den Tellerrand“ im September haben wir uns diesmal der fremdsprachigen Literatur gewidmet. Diese bietet die Möglichkeit, internationale Romane in Originalsprache zu lesen, entweder wenn Bücher noch nicht übersetzt sind oder aber auch, um die eigentliche Feinsinnigkeit der Sprache und die dazu gehörige Atmosphäre eines Buchs gänzlich greifen zu können. So kann es sehr wohl sein, dass sich Nuancen in einer Übersetzung nicht immer vollständig erfassen lassen.

Wir haben also festgestellt: Wir sollten persönlich häufiger fremdsprachige Bücher lesen. Nun passend zur Urlaubszeit, wo sowieso gerne Englisch Hauptkommunikationssprache ist, haben wir unser Vorhaben in Angriff genommen. Wir haben uns jeweils für Bücher in englischer Sprache entschieden. Da die englischsprachigen Bücher vor allem unsere Urlaubslektüre waren, sind die Bücher diesmal in ihrem Format sehr unterschiedlich, vom klassischen, haptischen Schmöker bis hin zum E-Book oder Hörbuch.

English Books Aline

Mehrfach wurde mir „Yellowface“ von Rebecca F. Kuang auf meiner Suche nach einem englischsprachigen Roman für unseren „Über den Tellerrand“-Beitrag empfohlen. Wie schön, dass der Titel im nächsten Frühjahr in deutscher Sprache bei Bastei Lübbe erscheinen soll.

E-Book: „Yellowface“ von Rebecca F. Kuang

Über die Autorin liest man, das sie sich zum Shooting-Star der englischsprachigen Literaturbranche entwickelt und wie passend ist es da, dass es in ihrem neuen Roman um Shooting-Stars in der Literaturbranche geht.

Die Autorinnen June Hayward und Athena Liu sind seit ihrer Zeit in Yale miteinander befreundet. Jetzt sitzen sie in einer Rooftop-Bar und stoßen auf den Erfolg Athenas an, die als gefeierte Bestseller-Autorin einen Netflixdeal eingetütet hat. June hingegen ist mit ihrem Debütroman gefloppt und hadert schwer damit, auch mit ihrer Freundschaft zu Athena. Der Abend endet mit dem Unfalltod von Athena und dem Verschwinden ihres Manuskriptes, dass einige Zeit später stark überarbeitet durch June veröffentlicht wird. Schnell wittert die amerikanische Buchbloggerszene Ungemach und unterstellt June, dass Manuskript gestohlen zu haben. Eine perfide Jagd nach der Wahrheit beginnt.

Der Roman von Rebecca Kuang ist deutlich vielschichtiger, als es auf den ersten Blick erscheint. Neben der Frage, was Freundschaft eigentlich bedeutet, bearbeitet die Autorin die Thematiken Neid, Missgunst, geistiges Eigentum, kulturelle Aneignung, Depression, cancel culture, Diversität und Rassismus im Literaturbetrieb. Selbst ein mystisches Element kommt vor, was schnell überzogen wirken kann, passt hier jedoch für mich sehr gut. Und das ist mit Sicherheit auch das Besondere an dem Roman und seine Stärke, trotz seiner Vielschichtigkeit nicht zu überfrachten. Ich war in jedem Fall begeistert.

Auch empfehlenswert: Das zumindest in der Buchblase beliebte Cleopatra and Frankenstein – welches ich im Sommer auf Englisch gelesen und bereits im letzten Lesemonat besprochen habe. Auch dieses ist, wie sicher schon einige mitbekommen haben, frisch in deutscher Sprache (bei Bastei Lübbe) erschienen.

English Books Luise

Nachdem ich mich in meinem Urlaub in der Bretagne wieder für mehr französische Literatur habe inspirieren lassen, habe ich mich nun für englischsprachige Bücher entschieden. Dies passte auch wunderbar zu meinem Amerika-Urlaub, wo ich mir auch Bücher in englischer Sprache als Mitbringsel mitgenommen habe.

Currently Reading: „Nothing Special“ von Nicole Flattery

So lese ich aktuell „Nothing Special“ von Nicole Flattery, welches ich mir in New York gekauft habe. Der Roman spielt in den 60er Jahren über eine junge Frau, die Andy Warhol begegnet und für ihn arbeiten wird. Dieses Buch war mir bereits in der Übersetzung in den Verlagsvorschauen der Hanser Literaturverlage begegnet. Vielversprechend klingt der Roman immerhin in der Beschreibung (nun auch frisch erschienen) als „eigensinniger, großartiger Roman über die Grenzen weiblicher Unabhängigkeit und die Unwahrscheinlichkeit guter Kunst“. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, stehen ein paar persönliche Veränderungen bei mir an, so ist gerade einiges los. Entsprechend merke ich, dass ich für das Buch noch etwas Zeit brauche. Durch die fremdsprachliche Komponente erfordert es zusätzliche Konzentration. Ich merke wieder, dass ich gerne schnell lese, ohne große Unterbrechungen. Doch gerade zu Beginn einer fremdsprachigen Lektüre schlage ich lieber das eine oder andere Wort nach, damit ich den Kontext besser erfasse, Ich freue mich aber auf die kommenden Seiten, ich tauche so langsam in den Roman ein. Die Stimmung der 60-er Jahre sowie den Charakter der Protagonistin mit all ihren Eigenheiten und Besonderheiten konnte ich bereits einfangen.

Außerdem aus dem Amerika-Urlaub kam noch mit, der Roman „How to Fall Out of Love Madly“ von Jana Casale. Der liegt allerdings entsprechend noch auf dem Lesestapel…

Luises englische Bücher: „Nothing Special“ & „We should all be feminists“

Hörbuch: „We should all be feminists“ von Chimamanda Ngozi Adiche

Worin ich mich allerdings schnell eingefunden habe, ist in die Streitschrift „We should all be feministis“, als Hörbuch – dies ist eine klare, direkte Sprache. Ich hatte schon länger vor, „We should all be feminists“ zu lesen, welcher zu einer feministischen Leitschrift avanciert ist. Der Text ist pointiert und behandelt im Speziellen als für mich neue Facette auch die gesellschaftlichen Ungleichheiten im Bereich Gender in Nigeria. Unter anderem tragen wohl unverheiratete Frauen in wichtigen Konferenzen trotzdem einen vermeintlich Ehering, um mehr Respekt zu erlangen. Auch hier wird gerne von den Männern eine vermeintliche erlangte Gleichberechtigung propagiert, doch bleiben innere Glaubenssätze und gelernte Gewohnheiten lange verankert, trotz öffentlicher Bestrebungen nach Veränderung. Das Hörbuch ist kurzweilig und gleichzeitig lehrreich.

Habt ihr weitere Buchtipps in englischer Sprache? Lest ihr gerne in Originalsprache und falls ja, in welchen Sprachen lest ihr, vom Deutschen abgesehen, gerne?

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