Endlich heißt es wieder Sommer, Strand und Meer. Und trotzdem fragen wir uns, wie schnell dieses erste halbe Jahr wieder vergehen konnte. Besonders die letzten Monate waren bei uns geprägt von beruflichen Projekten, privaten Umbrüchen wie Umzüge, Einrichten und natürlich aber auch das Genießen der Sonnenstrahlen und Urlaubspläne schmieden. Zum Glück blieb auch noch etwas Lesezeit im Juni, sodass wir euch wieder ein paar Bücher in unserem folgenden Monatsrückblick vorstellen können. Hier war zwar leider diesmal auch das eine oder andere Buch dabei, das uns weniger überzeugen konnte oder wofür das Timing nicht richtig schien. Dafür haben wir genauso Bücher für uns neu entdecken können, im Hinblick auf unseren Jahresschwerpunkt zum Jubiläum – Bücher, die wir mit unserem Blog verbinden oder durch unseren Blog (neu) entdecken – waren es diesmal Klassiker, wobei wir unter anderem beide jeweils ein Buch von Ernest Hemingway herausgesucht haben.
„Ein erhabenes Königreich“ von Yaa Gyasi (Aline)
Die Protagonistin Gifty ist eine erfolgreiche Doktorandin im Gebiet der Neurowissenschaften an einer Eliteuniversität in den USA. Sie erforscht Suchtauslöser im Gehirn und wie diese gesteuert bzw. unterbunden werden können. Damit forscht sie an einem Thema, das eng mit ihrer Vergangenheit verknüpft ist, denn Ihr Bruder ist sehr jung an einer Überdosis Heroin gestorben. Zuvor hat ihr Vater die Familie verlassen und ist zurück in die Heimat der Familie, Ghana, gegangen. Der erneute Verlust eines Familienmitgliedes destabilisiert ihre Mutter, die daraufhin an einer Depression erkrankt. In Rückblenden erzählt Gifty, wie sie und ihre Mutter Halt in dem christliche Glauben gefunden, wie Gifty ihn viele Jahre später aber scheinbar abgelegt hat und anzweifelt. Sie berichtet von ihrem schweren Weg als schwarze Frau in die Naturwissenschaften und wie sie Ablenkung in ihrer Forschung fand. Sie greift die schwierigen Verhältnisse einer Einwandererfamilie in einen überwiegend weiß geprägten Bundesstaat und den erlebten strukturellen Rassismus auf. Wir Leser:innen erhalten Einblicke in das sehr schwierig erscheinende Mutter-Tochter-Verhältnis, insbesondere nach dem Tod des Erstgeborenen. Schwierig fand ich Sätze wie „Nie wieder war wieder da.“ (S. 282), die wie kleine Stolpersteine im Buch verteilt und für mich keinen Sinn ergaben. Ob es sich hierbei um Übersetzungsfehler handelten? Gefreut habe ich mich, etwas über Optogenetik zu lesen, worüber ich im Dezember bereits einen Kurzvortrag hören durfte. Besonders hervorheben möchte ich darüber hinaus die feine Verknüpfung von Religion und Naturwissenschaft, Bereiche, die oft als Widerspruch empfunden werden, es aber nicht sein müssen. „Ein erhabenes Königreich“ von Yaa Gyasi ist ein vielschichtiger Roman.
„Leonardo“ Buchmitbringsel aus Rom (Luise)
Nach einigen Stunden Sightseeing entdecken wir zwischen Pantheon und Colosseum ein kleines, süßes Viertel fernab von Tourismus: Monti. Am Piazza della Madonna dei Monti treffen sich die jungen Römer:innen, um abends auszugehen. Noch immer ist es warm, obwohl es bereits 21 Uhr ist, wenn sich die Restaurants in Italien erst so richtig füllen. Am nächsten Tag kehren wir wieder in das Viertel ein, und finden zwei Buchhandlungen. Leider komme ich bei der „Libri Necessari“ zur Mittagszeit, sodass gerade das Ladenschild auf ‚Geschlossen‘ gedreht wird. Aber zum Glück begegnet uns nur wenige Staßen weiter zufälligerweise die schöne Buchhandlung Panisperna Libreria. Hier verweile ich etwas, da es sich jedoch um einen italienischsprachigen Buchladen handelt, kaufe ich nichts und wir schlendern weiter. Bis wir einen schönen englischsprachigen Buchladen beim Museum Palazzo delle Esposizioni sichten. Er wird meines Erachtens auch in Torsten Woywods „In 60 Buchhandlungen durch Europa“ vorgestellt, zumindest hatte ich das Gefühl, den Laden umgehend wiederzuerkennen. Hier fiel mir das Schmökern und Verweilen doch etwas leichter als in den italienischensprachigen Buchhandlungen. Ich entdeckte eine Bücherreihe, bei der ich am liebsten direkt alle Bände eingepackt hätte. Nur hätte das wohl mein Handgepäck gesprengt. Es handelt sich jeweils um illustrierte Bücher von Maler:innen bzw. Künstler:innen wie Frida Kahlo, Rembrandt oder Leonardo da Vinci. Letztendlich entschied ich mich für das für mich passendste Mitbringsel aus Italien: „Biographic Leonardo“. Die Illustrationen erinnern mich an die aus Graphic Novels, in diesem Buch wird zum Beispiel die Anatomie des Menschen illustriert (siehe Bild), die Leonardo akribisch studierte. Ein Fakt der mich zudem überraschte, ist, das Leonardo Vegetarier gewesen sein soll. In der Antike ernährten sich mehrere Gelehrte, wie Pythagoras, vegetarisch. In der Rennaissance wurde der Vegetarismus wieder populär.
Und zum Glück durfte ich feststellen, dass die Bücher auch in Deutschland bestellbar sind und es sogar weitere Bände zu Künstler:innen wie David Bowie oder William Shakespeare gibt (leider scheint der zu Frida Kahlo der einzige über eine Frau, zumindest bei den Bänden, die in Deutschland verfügbar sind). Das über Frida Kahlo möchte ich mir unbedingt noch zulegen. Und wer weiß, welche noch folgen…
„Es waren Habichte in der Luft“ von Siegfried Lenz (Aline)
„Es waren Habichte in der Luft“, der Debütroman eines der bekanntesten deutschen Nachkriegs- und Gegenwartsliteraturschriftsteller, Siegfried Lenz erschien 1951. Ich kannte Siegfried Lenz bisher noch nicht, war aber von seinem Sprach- und Erzählstil im Roman sehr angetan. Die Handlung spielt im Russisch-Finischen Grenzgebiet kurz nach dem Ersten Weltkrieg und dem finnischen Bürgerkrieg, durch den Finnland unabhängig von Russland wurde. Ein historischer Fakt, der mir in der Form nicht bekannt war und wodurch mir im Anblick der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen noch mal ein Licht aufgegangen ist. Zurück in den Roman, wo in einem kleinen Grenzdorf ein fremder Mann auftaucht. Stenka ist auf der Flucht vor der neuen Regierung, die ihn aufgrund seines Berufsstands Lehrer verfolgt. Er findet eine Anstellung in einem Blumenladen, wo er zwar von einem Kollegen als Lehrer erkannt, aber gedeckt wird. Seine Tarnung hält jedoch nicht lange und der Roman entwickelt sich zu einer brisanten Fluchtgeschichte, auf der Stenka sich vor seinen Verfolgern verstecken muss. Parallel erstreckt sich eine weitere Handlung rund um den in den Wäldern lebenden Petrucha, der 12 Jahre im russischen Arbeitsdienst fern seiner Heimat lebte und dessen Frau, während seiner Abwesenheit, ein Kind mit seinem Bruder zeugte. Dieses Kind, Manja und auch Petrucha spielen auf der Flucht von Stenka eine gewichtige Rolle. Ebenso wie Ekki, der Kollege von Stenka und Freund von Manja. Das Thema des Romans ist leider zeitlos. Es geht um Flucht und Freundschaft, um Kriege und territoriale Ansprüche. Die Handlung und Seitenanzahl ist kurz und erstreckt sich nur über wenige Tage, die Aktualität ist aber nicht minder präsent. Siegfried Lenz erzählt die düstere Handlung ruhig, präzise und durch häufige Perspektivwechsel äußerst spannend. Sehr zu empfehlen!
„Es waren Habichte in der Luft“ Musikbibliothek von KiWi
Die Musikbibliothek von KiWi (Luise)
Ich liebe kreativ-künstlerische Aktivitäten wie Zeichnen, Tanzen oder Kreatives Schreiben. Aber was ich tatsächlich leider bisher nicht gelernt habe, ist ein Instrument spielen. Die Gitarre, die ich zwar gerne als Deko für Blogfotos verwende, ist die des Freundes. Aber wer weiß, vielleicht wird das mal ein neues Projekt? 🎸
Nun ja, bis dahin lese ich oder höre etwas einfach über außergewöhnliche Sänger:innen und Bands. 😉 Und wie ihr sicher schon mitbekommen habt, liebe ich die kleinen Bände der Musikbibliothek von Kiwi. Denn man liest nicht einfach nur Fakten oder einen objektiv nachgezeichneten Verlauf der Karriere der Künstler:innen, sondern deren Songs und Werdegang werden von den prominenten Autor:innen lebhaft und ganz subjektiv beschrieben. Wie sind sie persönlich Fans geworden und wie hat die Musik ihre Jugend, Erwachsenwerden oder ihre ganze Biographie geprägt? Meine Bibliothek hat sich erweitert, aber diesmal durch zwei Hörbücher:
🎧“Depeche Mode“ von Markus Kavka
🎧 „Lady Gaga“ von Melanie Raabe
Ja, es sind zwei komplett verschiedene Musikrichtungen und Charaktere, sowohl auf der musikalischen als auch auf der schriftstellerischen Seite. Aber genau das reizt mich. Zu erfahren, wie Melanie Raabe dank Lady Gaga sich ein Herz gefasst hat, Schriftstellerin zu werden – Lady Gagas Popmusik schien scheinbar konträr zu ihrem Musikgeschmack als Erwachsene – aber da war diese Energie, diese Wandelfähigkeit, was sie magisch anzog. Depeche Mode ist eine Band, die mich duch meinen großen Bruder auch ein Stück begleitet hat. Die Musik ist mir vertrauter, zumal ich mich in letzter Zeit öfter mit ihrem Einfluss in der DDR beschäftige. Außerdem verbinde ich Markus Kavka mit meiner Jugend, der Zeit von Viva II und MTV. Es war ein komplett anderes Buch, eine andere Schreibweise, ein anderes Lebensgefühl, das transportiert wird. Den Schreibstil von Melanie Raabe fand ich lebhafter, nahbarer. Aber Markus Kavkas Einblick in sein Fandom und seine Jugend als Grufti fand ich nicht weniger spannend. Beide Büchlein sind lesen- bzw. hörenswert, zumal die Stimmen der Autoren dem Hörerlebnis noch einmal mal mehr eine persönliche Note geben.
Unsere Klassiker
„Die Geisha“ Alines Ken Follett-Sammlung
Buchauswahl von Ken Follet (Aline)
Neulich zu Hause, in meinem alten Jugendzimmer, schweift mein Blick über das Bücherregal. Oder besser, die zwei Bretter, auf denen mittlerweile nur noch eine kleine Auswahl der Bücher zu finden ist, die mein junges Erwachsenen-Ich begleitet haben. Neben dem Bertelsmann-Lexikon (Wer kennt es auch?) steht eine ganze Reihe von verschiedenen Ken Follett Büchern. Der zählte mal zu meinen Lieblingsautor:innen und bis heute besitze ich von keiner Autorin bzw. keinem Autoren mehr Bücher als von Ken Follett. Zu meinen absoluten Highlights zählten damals mit Sicherheit „Säulen der Erde“ und „Die Pfeiler der Macht“. Aber auch die anderen, die ihr hier auf dem Bild sehen könnt, fand ich damals super. Heute hat sich mein Leseverhalten geändert. Und auch wie Luise spüre ich manchmal den Drang und irgendwie auch Stress, möglichst aktuelle Bücher und Neuerscheinungen zu lesen. Denn da sind die vielen Herbst- und Frühjahrsvorschauen der Verlage, die mit schönen, neuen Titeln auf mich warten und die ich unbedingt auch lesen möchte. Einen Ken Follett würde ich heute daher eher nicht zur Hand nehmen, da meine Lese-Bubble sich einfach verändert hat. Eigentlich schade, denke ich mir und wenn ich das nächste Mal in meinem alten Jugendzimmer bin, wandert bestimmt ein Ken Follett in die Tasche und ich werde versuchen, der Zeit nachzuspüren und vor allem der Frage nach gehen, ob ich Ken Follet heute, 15 Jahre später anders lese. Welche Bücher zählen zu euren all-time-favorites?
„Die Geisha“ von Arthur Golden (Aline)
„Die Geisha“ – muss ich viele Worte zu dem Roman von Arthur Golden verlieren? Es ist ein bewegender Roman über ein junges Mädchen, das in armen Verhältnissen in Japan aufwächst. Ihr Leben verändert sich schlagartig, als sie nach Kyoto kommt, wo sie zunächst als Dienstmädchen, dann als Lerngeisha und später mit 18 als Geisha in der Nitta-Okiya lebt und in den Teehäusern des Viertels arbeitet. Sie ist erfolgreich, denn besonders durch ihre Augenfarbe sind die Männer fasziniert von ihr. Doch leicht ist ihr Leben als Geisha bei weitem nicht. Der Roman zeigt uns eine Welt, die für viele auf dem ersten Blick verschlossen ist. Eine Welt, die mich fasziniert und bewegt, besonders die Aufopferung der jungen Mädchen, die scheinbar keine andere Wahl haben, als sich ihrem Schicksal zu beugen und Geisha zu werden. Die gleichzeitig ihr Schicksal für sich zu nutzen wissen und ein Leben leben, das für viele Bewohner Japans zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise deutlich entbehrungsreicher ist, als das Leben im Geisha-Viertel Gion. Der Roman zeigt aber auch die strukturellen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, die abhängig von ihren Gönnern, aber auch den Eigentümerinnen der Okiya sind. Der Roman zeigt Missgunst und Armut, Krieg und natürlich Liebe, die trotz allem über Jahre hinweg dauern kann. Der Roman zeigt die Schönheit des alten Japans, das wir heute in der Form wohl nicht mehr sehen können. Der Roman ist ebenso wie die Ken-Follett-Bücher eine Wiederentdeckung aus meinem Jugendzimmer und auch heute, viele Jahre nachdem ich ihn das letzte Mal gelesen habe, ist mein Gefühl beim Lesen unverändert. Die Faszination genau die gleiche wie damals. Welch eine Freude, ein Buch zu lesen, das sich förmlich nicht verändert hat, obwohl ich mich schon sehr verändert habe. Aber ob sich die Strukturen heute verändert haben, wage ich ehrlicherweise eher zu bezweifeln.
Unser gemeinsamer Klassik-Autor: Ernest Hemingway
Alines Hemingway: „Die grünen Hügel von Afrika“ Luises Hemingway: „In einem anderen Land“
„Die grünen Hügel Afrikas“ von Ernest Hemingway (Aline)
In den folgenden zwei Beiträgen wollen wir zwei Bücher des Autors Ernest Hemingway vorstellen. Es war einfach an der Zeit, uns diesem bedeutenden Autor zu widmen. Ich habe das erste Mal Berührung mit Hemingway auf einer Reise nach Kuba gemacht. Dort hatte er sich mit seiner dritten Frau für viele Jahre niedergelassen. Zudem war er häufig in Afrika und das ist die zweite Verbindung, die ich mit ihm teile. Zwar war Hemingway oft auf Großwildjagd auf dem Kontinent und ich nur einmal im Urlaub, dennoch ist mir dieser wieder sehr präsent, als ich die Seiten von „Die grünen Hügel Afrikas“ lese. Das Buch ist eine Art Tagebuch, in der wir Hemingway auf einen seiner Jagdausflüge begleiten. Die Faszination der Jagd kann ich zwar zu keiner Zeit nachvollziehen und ist stark zu verurteilen. Dennoch handelt es sich um ein Stück Geschichte, die ich verstehen und im entsprechenden Kontext betrachten möchte. Durch die Lektüre lerne ich Hemingway als Mensch kennen, was ihn umtreibt und welche Charakterzüge er mitbringt. Er scheint nicht des Tötens willen zu jagen, sondern des Abenteuers wegen. Abenteuer würde ich heute sicherlich anders suchen und wenn heute in Afrika gejagt wird, dann hoffentlich nur mit der Kamera auf Safari. Und an genau die muss ich denken, als ich seine Aufzeichnungen lese. Wie wir durch die Masai Mara gefahren sind, welchen Eindruck die unglaubliche Natur auf mich gemacht hat. Und natürlich an die Tiere. Groß und mutig stehen oder liegen sie vor mir und erscheinen unbeeindruckt von unserem Jeep, der in sicherer Distanz vor ihnen steht. Sprachlich haben mir besonders die Dialoge und Naturbeschreibungen gefallen, die Kapitel in welchen Hemingway seine Gedanken schildert aber eher gelangweilt. Im nächsten Beitrag wird Luise einen Roman auf des Federn Hemingways vorstellen. Habt ihr schon etwas vom Ernest Hemingway gelesen?
„In einem anderen Land“ von Ernest Hemingway (Luise)
Wie bereits von Aline im vorherigen Beitrag beschrieben, wollen wir beide vermehrt Klassiker für uns (neu) entdecken, die uns immer wieder ins Blogs oder auf Bookstagram begegnen oder in neuen Schmuckausgaben und Neuübersetzungen erscheinen. Aktuell wollten wir parallel Bücher von Ernest Hemingway lesen. „In einem anderen Land“ – meine Lektüre – ist eines dieser Neuübersetzungen von Hemingway bekanntesten Roman. Erstmals erschien er 1929 und basiert auf den Erlebnissen des Autors als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. *** Der Roman handelt von dem Ambulanzfahrer Frederic Harvey an der Isonzo-Front (zwischen Italien und der österreichisch-ukrainischen Grenze) und seiner Leidenschaft für die englische Krankenschwester Catherine Barkley. ***
Dieser Roman ist eine besondere Komposition zwischen zarter Liebesgeschichte und dem Abriss eines brutalen Kriegs. Mich hat auch unmittelbar die poetische Sprache, von Hemingway eingefangen, die gleichzeitig die Realität bildhaft darstellt. Und dennoch werde ich aktuell nicht warm mit dem Klassiker. Dies liegt meiner Meinung nach aber weniger an dem Roman an sich als vielmehr an der Situation, dass ich mich aktuell nicht auf das Thema Krieg einlassen kann. Schade, denn soll der Roman von Hemingway einer der besten über das geschichtliche Ereignis sein und das sicher nicht ohne Grund, immerhin kann der Autor auf eigene Erlebnisse und persönliche Eindrücken zurückgreifen. Aber wer weiß, vielleicht ist es aktuell einfach das falsche Timing für mich. Vermutlich liegt es unter anderem daran, dass privat gerade ein paar Baustellen zu bewältigen sind und ich deshalb eher mal ein leichteres Thema bräuchte. Oder dass ich gerade insgesamt wenig lese, wegen einer kleinen Leseflaute. Aber ich bleibe in jedem Fall dran!
„The Forty Rules of Love“ von Elif Shafak (Aline)
Elif Shafaks „Das Flüstern der Feigenbäume“ hat mich so berührt und begeistert, sodass ich unbedingt ein weiteres Buch der Autorin lesen wollte. Und um die schöne Sprache, die ich schon kannte, noch stärker erleben zu dürfen, entschloss ich mich „Forty Rules of Love“ in seiner Originalsprache auf Englisch zu lesen. Und was soll ich sagen, ich habe es abgebrochen. Die Sprache hat mich nicht abgeholt, was meiner Meinung nach weniger an Verständnisproblemen, sondern eher an den langweiligen und wenig schönen Sätzen lag. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an alle Übersetzerin und Übersetzer! Zum Inhalt: Ella Rubenstein, ist Hausfrau und Mutter dreier Kinder, die sich allein und ungeliebt fühlt, lernt den Sufi Aziz kennen. Dieser hat einen Roman über die Poeten Rumi und Shams of Tabriz und deren forty rules of life and love geschrieben und eröffnet Ella dadurch, eine neue Welt voller Liebe und Mystik. Gerade den Poeten Rumi und die mit ihm verbundene mystische Welt rund um den Mittleren Osten des 13. Jahrhunderts fand ich schon immer spannend und faszinierend, entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Ein Gedichtband von ihm nehme ich immer wieder gerne zur Hand. Leider hat sich aber der Sog nicht eingestellt, die Schilderung aus Rumis Zeit mich sogar fast gelangweilt. Und dann ist da die Figur Ella, die wenig Charakter und Hingabe besitzt, ganz im Gegensatz zu den Charakteren aus „Das Flüstern der Feigenbäume“. Und bevor ich mich weiter durch die Seiten quäle, beschließe ich, das Buch zu einem anderen Zeitpunkt in die Hand zu nehmen. Einem, der vielleicht besser zu uns passt. Waren meine Erwartungen vielleicht zu hoch?
„Forty Rules of Love“ Blogtreffen an der Strandbar
Welches Buch hat euch wie Luise gecatched und trotzdem musstet ihr aufgrund von Timing vorerst pausieren oder hat euch wie Aline dann nicht überzeugen können und ihr musstet abbrechen?
Fazit
Unser Leseverhalten hat sich in den letzten Jahren durch den Blog verändert. Es gibt ein Vorher und Nachher. Vorher haben wir ausgewählter gelesen. Seit wir bloggen, ist es deutlich mehr Lesestoff geworden. Es sind nicht nur mehr vor allem unsere Lieblings-Autor*innen, sondern es kamen auch Debütautor*innen dazu, der eigene Kanon wurde insgesamt weiblicher. Wir lesen seitdem also vielfältiger, aber auch schneller, konzentrierter. Wir mochten es schon immer zu lesen. Durch den Blog sind Bücher jedoch noch mehr Leidenschaft geworden, ein ernstzunehmendes Hobby.
Dieses Hobby bedeutet aber auch, dass das Leseverhalten Blog-orientierter wurde. Wir haben stärker mit Verlagen zusammen gearbeitet. Und bei Bookstagram kursieren vor allem Neuerscheinungen. Man ist wie in einem Sog, lässt sich von den Empfehlungen leiten. So steig schnell die Zahl der Neuerscheinungen und auch der Rezensionsexemplare an. Das kann auch Druck ausüben. Als Berufstätige kommen wir da nicht immer hinterher.
Und so kommt es dieses Jahr – wie Treue unter euch sicher bemerkt haben – dass wir wieder ausgewählter Neuerscheinungen lesen, ausgewählter Rezensionsexemplare annehmen. Wir lesen nun gerne auch wieder mehr Backlist, ein Umstand, der sich auch in dem Juni-Lesemonat widergespiegelt hat.
Und wir nehmen uns insgesamt mehr Zeit, auch neben dem Blog. Es soll und darf ein Hobby bleiben, weshalb wir uns Mitte Juli auch in die Sommerpause verabschieden werde. Aline wird ihren Sommerurlaub in Zypern verbringen. Luise plant einen Roadtrip in den Norden. Aber bis dahin werden wir euch noch unsere Halbjahreshighlights präsentieren, seid gespannt!